Antonín
Dvořák
Der Jakobiner
Jakobín
Heinz-Jürgen Demitz
Gabriele Maria Ronge
Jörn W. Wilsing
Josef Hopferwieser
Richard Kogel
Josef Becker
Karin Eickstaedt
Berliner Konzertchor
Symphonisches Orchester Berlin
Fritz Weisse
Antonín Dvořák (1841-1904)
Der Jakobiner - Jakobín
Oper in 3 Akten von Marie Červinková-Riegrová & František Ladislav Rieger. UA Erstfassung 12. Februar 1889 Prag. Zweitfassung 1897, UA 1899 Prag.
Deutsche Fassung von Rinesch & Ludikar 1931
Konzertante Aufführung / r.
live 12. Dezember 1989 - Berlin , Philharmonie
Leitung: Fritz Weisse
Vilém, Graf von
Harasov Josef Becker
Bohuš, sein Sohn Heinz-Jürgen
Demitz
Julia, dessen Gattin Gabriele Maria Ronge
Adolf, sein Neffe Jörn W. Wilsing
Filip, der Burggraf Richard Kogel
Jiří,
Jägergesell
Josef Hopferwieser
Benda, Komponist und Lehrer Wolf Appel
Terinka, seine
Tochter Karin Eickstaedt
Berliner Konzertchor
Symphonisches Orchester Berlin
Bonus: DER JAKOBINER - Soli & Szenen - Historische Aufnahmen
z.B. aus StO Dresden 1943 / Karl Elmendorff
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Die Handlung
Schauplatz: Eine böhmische
Kleinstadt
Zeit: um
1793 - zur Zeit der Französischen Revolution
1. Akt
Graf Vilém von Harasov hatte seinen Sohn Bohuš wegen zu freisinniger Einstellungen verstoßen und sich seinem
ergeben-bürgerlich gesinnten Neffen Adolf zugeneigt. Bohuš reiste ins revolutionäre Paris. In seiner Familie wurde er als Jakobiner, also gewalttätiger Revolutionär, verdammt. Heute, zum
Kirchweihfest, kehrt er inkognito mit seiner jungen Gattin Julia zum familiären Herrschaftsgut zurück, auf dem sich der alte Graf nur noch selten aufhält.
Das fremde Ehepaar beobachtet die zur Kirche strömende Jugend, den alten Lehrer Benda mit seiner Tochter Terinka und deren Freier, den aufgeblasenen Burggrafen Filip, aber auch den Jägergesellen
Jiří, der dem jungen Mädchen viel lieber ist. Jiří singt ein Spottlied auf Filip und versetzt diesen so in rasende Wut. Bohuš und Julia vernehmen Gerede über den „missratenen Grafensohn“. Da sie aus
Paris kommen und sich für Künstler ausgeben, geraten sie bald selbst in diffusen Verdacht und schlechte Nachrede.
Der alte Graf tritt mit seinem Neffen Adolf auf. Er wird vom Volk ehrerbietig begrüßt. Öffentlich erklärt er Adolf zu seinen Erben.
2. Akt
In der Schule probt der Lehrer Benda mit Chor, Kindern und Solisten eine festliche Kantate als Willkommensgruß für die
Herrschaft. Terinka und Jiří singen die Solopartien.
Bei Jiří finden Bohuš und Julia ein freundliches Obdach. Der Burggraf Filip kommt, um der hübschen Terinka den Hof zu machen. Er droht Jiří mit einer Einberufung zum Militärdienst.
Gleich darauf erscheint Adolf. Er verspricht dem Burggrafen Filip das Amt eines obersten Gemeindevorstehers, wenn es ihm gelingt, das verdächtige fremde Paar zu verhaften. Bohuš tritt Adolf entgegen,
um weitere Intrigen zu vereiteln. Der Burggraf lässt ihn ins Gefängnis abführen.
3. Akt
Während auch Jiří ins Gefängnis gesperrt wird, gelingt es dem alten Lehrer Benda, mit Hilfe der Beschließerin Eingang ins
Schloss zu finden und zum Grafen vorgelassen zu werden. Dieser lehnt es ab, seinen Sohn zu rehabilitieren.
Julia entschließt sich zu handeln. Sie singt im Versteck ein böhmisches Lied, das die verstorbene Gräfin einst ihrem Sohn zu singen pflegte. Die alte Melodie rührt den Grafen, bewegt ihn, Julia Gehör
zu schenken. Diese schildert die wirklichen Ereignisse, rechtfertigt Bohuš‘ Haltung und Motive. Sie kann den Grafen überzeugen, dass nur Verleumdung die Entfremdung von Vater und Sohn verursacht
hatte.
Der Graf lässt den Häftling aus dem Kerker befreien. Er schließt Frieden mit seinem Sohn und umarmt seine Schwiegertochter. Dann gibt er auch dem jungen Paar Jiří und Terinka seinen Segen.
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Dvoráks „erste unter meinen Opern“
Antonin Dvorák war ein nicht nur universell befähigter, sondern auch universell orientierter Musiker. Sein Gesamtwerk
umfasst alle Genres klassischen Musikschaffens aus der Tradition der Klassik und Romantik: Kammer-, Klavier- und Instrumental-, Vokal-, Chor- und Kirchen-, Konzert- und Orchestermusik in höchster
Individualität und Meisterschaft. Es ist insofern den künstlerischen Existenzen Haydn, Mozart, Weber vergleichbar und steht in zeitlicher wie geistiger Nähe zu den größten
Repräsentanten der traditionsbezogenen romantischen Tonschöpfung, wie Schumann oder Brahms. Dvorák war allerdings, nach dem Vorbild der Wiener Klassiker, zusätzlich bzw. weitergreifend als diese,
auch Bühnenmusiker = Schöpfer von Opernpartituren. Es mag als Ausweis seiner freiheitlichen Ungebundenheit vermerkt sein, dass er dennoch auch Komponist virtuoser, Programmmusik in der von
Liszt ausgehenden Form sog. Orchester-Tondichtungen war.
Betrachtet man die musikalische und dramatische Qualität von Dvoráks Bühnenwerken, kann man sich fragen, wieso dieser
originelle, faszinierende, wirkungsstarke, also unbedingt konkurrenzfähige Opernkomponist im Standardrepertoire der Musikbühnen weltweit eine so untergeordnete Rolle spielt. Ungeachtet seines Ranges,
den man getrost über populäre, vielvermarktete, ständig gespielte Repertoire-Schlachtrösser u.a. des italienischen Verismo oder der französischen Opéra-lyrique stellen darf, wird außerhalb des
engeren tschechisch-böhmischen Kulturkreises kaum mehr als (und das eher gelegentlich) Dvoráks hochromantisches, weithin lyrisch geprägtes Meisterwerk Rusalka aufgeführt, in den 2010er
Jahren etwa starbesetzt an der Metropolitan Opera New York und an der Bayerischen Staatsoper München. Allein von diesem Werk existieren auch deutschsprachige Beiträge, meist sog. Opernquerschnitte,
am Medienmarkt. Die Situation ähnelt jener um die nationalkulturell determinierten osteuropäischen, sämtlich meisterlich-hörenswerten Bühnenwerke Smetanas oder Fibichs, Erkels, Goldmarks, Moniuszkos
...
Vielleicht wird in dieser de-facto-Ausgrenzung nahezu eines ganzen Großbeitrags zur europäischen Kultur eine von
Zeitläuften, Kriegsfolgen, Ideologien außermusikalischer Dimension bewirkte politisch-gesellschaftliche Distanz gegen „den Osten“ deutlich - erzeugt durch feindbildhafte Haltungen und Optionen,
verstärkt noch durch Affektbildungen aus Blockpolitik mit politisch-militärischen Droh- und Abschreckungs-Szenarien. Einer gerechten Bewertung, mehr noch: genussvollen Rezeption musikalischer
Herrlichkeiten in Vielfalt wird damit aus Ignoranz fortdauernd Unrecht angetan. Antonin Dvoráks kompositorische Beiträge zum Opernrepertoire und damit zur europäischen Kulturgeschichte liefern bei
jeder Begegnung Beweise dafür
Böhmische Oper - heroisch oder folkloristisch
In den späteren 1880er Jahren stand Antonin Dvoráks Ansehen auf einem Höhepunkt, belegt durch Produkte einer
Schaffenslust ohnegleichen und durch adäquate Resonanz bei Fachwelt und Publikum. Er selbst bekannte, er habe „den Kopf voller Eingebungen thematischer. melodischer, auch dramatischer Art. Wenn
der Mensch das alles nur gleich aufschreiben könnte!“ Es war die Zeitphase zwischen seinen England-Reisen und seinem großen Amerika-Aufenthalt. Mit den 7. & 8. Sinfonien, dem
Requiem, dem Dumky-Trio hatte er Gipfelwerke ihrer Gattung geschaffen. Er haderte ein wenig mit der nur zurückhaltenden Aufnahme seines Musikdramas Dimitrij 1882
am Neuen Tschechischen Theater in Prag, einer Art Fortsetzung der Boris-Handlung in heroischerer Tonsprache mit einem Tenore drammatico im Zentrum, die er mehrmals umarbeitete, ohne ihrem Erfolg
wesentlich aufhelfen zu können.
Die Librettistin Červinková-Riegrová hatte ihm schon zuvor einen neuen Stoff angetragen und ein praktisch fertiges
Opernbuch dazu vorgelegt. Diesmal für eine musikalische Komödie aus dem böhmischen Provinzleben, mit zeitpolitischen Bezügen und einer Doppel-Liebeshandlung, also förmlich ein Kontrast-Sujet zu den
heroisch-dramatischen, literarisch unterlegten Opernstoffen wie Alfred (nach Theodor Körner), Wanda (nach dem polnischen Nationaldichter Julian Surzycki) und Dimitrij (nach
Schiller und Scribe) - Stücken, die der Erfolgstradition von Smetanas Libuse, der tschechischen Nationaloper, folgten.
Dvorák schob eine Vertonung des ihm durchaus zusagenden Librettos jahrelang vor sich her. Als er sie 1987 endlich in
Angriff nahm, war er von Schaffensfreude erfasst wie eh und je. Man merkt es der Komposition vom ersten Orchestereinsatz her förmlich an: Wir vernehmen einen Ausbruch an sanguinischer, sinnenfroher
Klangentfaltung, geradezu schäumenden Temperaments - und dazu eine Durchdringung mit Farben, Rhythmen, thematischen Diskursen instrumentaler wie vokaler Manier. Eine musizierselige, von
volksmusikalisch-folkloristische Authentizität belebte Partitur voller atmosphärischer Frische und instrumentaler Fülle. Man fühlt sich an Smetanas böhmische Meisterkomödie
Prodaná nevěsta (Die verkaufte Braut) erinnert, nicht im Sinne einer Kopie, aber einer Weiterführung mit ähnlich thematischen und kompositorischen
Mitteln.
Der Jakobiner ist also dem Genre der Spieloper und zugleich Lyrischen Volkskomödie zuzurechnen. Er gehört in den
Repertoiresektor der Lortzing, Nicolai, Flotow, Cornelius, Humperdinck, Wolf-Ferrari. Es ist das Werk eines Meistermusikanten, der alle Formen, Techniken, Kategorien, Varianten des Komponierens
virtuos beherrscht und zugleich unverwechselbaren Personalstil evoziert. Seine Anforderungen an orchestrales und vokales Können der Ausführenden liegen hingegen auf hohem Level; es handelt sich um
kein Stück für Amateurmusiker oder Laienbühnen.
Biederes Sujet - meisterliche Vertonung
Im Gegensatz zur Tonschöpfung bietet der dichterische und dramaturgische Aspekt (noch) keinen Ausweis einer von
Aufklärung und Innovation geprägten Kulturentwicklung. Aufbau und Ablauf des Stücks, mit solide gebauten Versformen in Dialogen, Ensembles, Chören, bieten der Komposition formal exzellente Vorgaben.
Doch der Inhalt demonstriert ein rückständiges, im Milieu biederes, in der Botschaft reaktionäres Geschehen, das schon zur Entstehungszeit provinziell gewirkt haben dürfte, heute als gänzlich
altbacken gelten muss. Eine Art Courts-Mahler Szenario mit den zugehörigen Moralständen.
Der Schauplatz, eine böhmische Kleinstadt, atmet generationen-umfassend biedermeierlichen Eng-Geist - einer durch nichts
als Besitz definierten adligen Familienherrschaft untertänig. Das Bekenntnis freigeistigen Sinnes macht deren Erben gesellschaftsunwürdig, verstoßen, enterbt. Am Ort herrschen Mediokrität und
Intrige. Bürgerstatus und Lebensglück verdanken sich herrschaftlicher Zustimmung durch patriarchalischen Segen. Die eigentliche Wende des zentralen Missverständnisses wird herbeigeführt durch
heimatwertig (= ein altes Lied) verbrämte Dementis und Richtigstellungen: Der scheinbare „Jakobiner“ ist ein Biedermann, als solcher der Grafenwürde im feudalen Wertekontext wieder würdig.
Der Titel des Stücks ist also dialektisch-ironisch zu verstehen.
Umso erstaunlicher, rühmenswerter zur dramaturgischen Struktur die musikalische Umsetzung: Große Musik mit den Mitteln
der klassischen (Wiener) Schule, mit Zugriff auf folkloristisches Melodienmaterial - in hoher Brillanz und Virtuosität. Und darum eine Bestätigung der Einschätzung des Komponisten: „Diesmal
werden die Zweifler mit meiner dramatischen Begabung zufrieden, wenn nicht gar überrascht sein. Wie Geisterbaut und Ludmila die ersten unter meinen neuen
außertheatralischen Arbeiten sind, so denke ich, dass der Jakobiner die erste unter meinen Opern sein wird.“ Eine Prophetie, die sich erfüllte. Denn der Der Jakobiner wurde
tatsächlich Dvoráks bestes, inspiriertes Werk für die Musikbühne, nächst der späteren, ganz anders gearteten Rusalka (so der Biograph und Übersetzer Kurt Honolka, 1974)
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Unser Aufführungsmitschnitt von Dvoráks Jakobiner in deutscher Version stammt aus einer Aufführungsreihe mit
konzertanten Darbietungen rarer und vergessener Opernwerke in der Berliner Philhamonie in den 1980er Jahren mit dem Dirigenten Fritz Weise, dem Berliner Konzertchor und Gesangssolisten aus Berlin und
von großen deutschen Opernhäusern. Die Aufführungen wurden im damaligen Sender Freies Berlin aufgezeichnet und gesendet. Die Tonspuren aus dem Archiv des Mitproduzenten Einhard Luther werden vom
Hamburger Archiv für Gesangskunst restauriert, kommentiert und erstmals auf CD zugänglich gemacht. Bisher erschienen: Ruggiero Leoncavallos Der Roland von Berlin und Giacomo
Meyerbeers Ein Feldlager in Schlesien.
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Konzertante Oper in Berlin:
Individualität und Vielfalt
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Der Inspirator und Realisator konzertanter Aufführungen von Opern-Raritäten in der Berliner
Philharmonie - initiiert und moderiert für die
SFB Musikprogamme vom Berliner Opernhistoriker Einhard Luther:
Fritz Weisse
Dirigent, Pädagoge, Komponist und vor allem Chorleiter. Ausbildung als Kirchenmusiker an der Musikschule Spandau.
Kapellmeister an der Hochschule für Musik Berlin. Seit Studienjahren Leiter des Berliner Konzertchors. Seither allein in der Berliner Philharmonie mehr als 200 Konzerte mit den Berliner
Philharmonikern, dem RSO Berlin und der Staatskapelle Berlin. Gastspiele in den berühmtesten Konzertsälen: Royal Festival Hall London. Musikverein und Konzerthaus Wien. Carnegie Hall New York. Kennedy Center Washington. Gewandhaus Leipzig. Teatro Colón Buenos Aires. Gefeierte Aufführungen umfassender Oratorien- und Chor-Repertoires in aller Welt. Gründer und Jury-Vorsitzender des Bundeswettbewerbs
Gesang. Viele konzertante Aufführungen rarer oder vergessener Werke. Umfangreiches Tonarchiv (Studio und Live), vor allem von Chorwerken.
Heinz-Jürgen Demitz
Bariton / * 1946 in Hannover / † November 1989
Er besuchte die Musikhochschule Hannover, war Schüler von Carl-Heinz Müller. 1975 Hochschultournee durch England &
Schottland als König in Carl Orffs Die Kluge. Debüt an der Hamburgischen Staatsoper. In der Spielzeit 1976-77 am Stadttheater Bremerhaven. 1977-79 am Opernhaus Wuppertal. 1976 erster
Preisträger beim SFB-Gesangwettbewerb in Berlin. Gastverträge mit den Opernhäusern von Frankfurt/M., Dortmund, Kaiserslautern. Seit 1979 am Staatstheater Hannover. Gastspiele in Venedig, Triest,
Lissabon, Marseille, Toulouse, Catania, Zürich und europäischen Opernhäusern - u.a. als Wagners Holländer, Marschners Hans Heiling; Wagners Kurwenal und Gunther, Strauss‘ Barak. 1983 erstmals als
Donner in Bayreuth. 1985 an der Grand Opéra Paris in der Uraufführung von Konrad Boehmers Docteur Faustus. 1985 in Wien als Dionysos in Wellesz‘ Bakchantinnen, in München als
Titelheld in der UA von Sutermeisters Le Roi Béranger, in Graz in der UA des Rattenfänger von Friedrich Cerha. 1987 beim Spoleto Festival 1987 Amfortas im Parsifal,
bei den Salzburger Festspielen als Moses in Moses und Aron, beim Holland Festival als Orest in Milhauds Orestie. Sein früher Tod beendete eine beginnende Weltkarriere als Charakter-
und Heldenbariton.
Gabriele Maria Ronge
Sopran /* 1957 Hannover
Dramatischer Sopran mit Rollenschwerpunkt bei Wagner und R. Strauss. Sie studierte in Göttingen Romanistik und Anglistik,
parallel dazu Gesang und Darstellung bei Nurit Gorén in Kassel. Erste Honorare ersang sie sich in Jazzclubs, dann mit Opernsoli beim Sender Freies Berlin. Durch die TV-Show Anneliese Rothenberger
stellt vor wurde sie bekannt. Ihre ersten Festengagements erhielt sie am Opernhaus Osnabrück, danach am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen. 1990 engagierte Wolfgang Sawallisch sie
an die Bayerische Staatsoper. Von dort begann ihre Karriere als Gast führender Opernbühnen in Europa - der Staatsopern Berlin, Hamburg, Stuttgart, Wien, der Deutschen Oper Berlin, in Köln,
Düsseldorf, Frankfurt/M., der Grand Opéra de Paris, der Scala di Milano, in Rom, Bologna, Genua Turin, Triest, Madrid, Tokio, Tel Aviv, Mexico. Ihre Vorrang-Partien waren Fidelio, Senta, Salome, dann
auch Brünnhilde und Turandot, bei TV Belgique die drei Brünnhilden in einer RING-Gesamtproduktion. Auf CD wurden mit ihr veröffentlicht: Sieglinde, Gutrune, Brünnhilde, Opernwerke von Ernst
Krenek und Rudi Stephan, Gustav Mahlers 2. Symphonie.
Jörn W. Wilsing
Bariton /* 1940 Hamm/Westf. - † 2010 Stuttgart
Zunächst Industriekaufmann. Dann Gesangs- und Bühnenausbildung an der Musikhochschule Köln, am Münchner
Richard-Strauss-Konservatorium und am Mozarteum Salzburg. Debüt 1964 als Heerrufer im Lohengrin am Landestheater Coburg. Engagements am Münchner Gärtnerplatz-Theater, an den Opernhäusern
Dortmund und Karlsruhe, dann als universeller Lirico-/Kavalier- und Charakterbariton an der Württembergischen Staatsoper Stuttgart (Ensemblemitglied bis 2006). Solist der Salzburger und der
Schwetzinger Festspiele. Gast an der Bayerischen Staatsoper und der Wiener Staatsoper, der Komischen Oper Berlin und den Opernhäusern Nürnberg, Mannheim, Basel. Viele Auftritte in Radio und TV.
Gefeierter Buffa-Komödiant und Operetten-Bonvivant.
Richard
Kogel
Bass /* 1927 München - † Dezember 2001 München
Der Bassist lernte zunächst den Handwerksberuf eines Malers und Lackieres. Ab 1941 studierte er Klarinette und später
umfassend Bühnengesang. 1951 war er erster Preisträger im BRD Meistersinger-Gesangswettstreit in Nürnberg. Werner Egk holte Kogel 1952 für seine Oper Peer Gynt an die Staatsoper
München. Es folgten Engagements in Bern, Wiesbaden und an der Komischen Oper Berlin. 1964 kam Richard Kogel zum Ensemble des Gärtnerplatztheaters, dem er bis 1992 angehörte. Dort avancierte er zum
universell einsetzbaren Bassbuffo und Charakterbass in allen Genres der Musikbühne, vor allem der Opera buffa und klassischen Operette, als van Bett in Zar und Zimmermann, Baculus im
Wildschütz, Dott. Bartolo im Barbier von Sevilla, Dulcamara im Liebestrank und Titelträger im Don Pasquale, Kezal in der Verkauften Braut, Zsupán im
Zigeunerbaron, Frank in der Fledermaus, Oberst Ollendorf im Bettelstudent, Nasoni in Gasparone, General Boum in Offenbachs Großherzogin. Mit über 100
Partien gehörte er zu den Lieblingen des Münchner Publikums.
Wolf Appel
Tenor /* 1942 Senftenberg/Lausitz - † 1999 Bern
Der Sohn des Intendanten Willy Appel studierte an den Musikhochschulen Berlin und Frankfurt/O.
Bühnengesang und Darstellung. Sein erstes Engagement erhielt er 1960 als Bariton am
Elbe-Elster-Theater in Wittenberg. Nach weiteren Studien in Frankfurt/M. war er 1962-1964 als Chorsänger am Staatstheater Mainz verpflichtet. Dort vollzog er einen Fachwechsel zum Lyrischen Tenor.
1964 debütierte er als David in Wagners Meistersingern am Opernhaus Essen. Er spezialisierte sich auf das Fach des Tenor-Buffos und Charaktersängers - mit Mime, David, Pedrillo, Monostatos,
Jacquino, Gottesnarr, Wenzel, Budoja, aber auch Laca in Jenufa oder Shujskij im Boris Godunov. 1966-1973 gehörte er zum Ensemble der Deutschen Oper am Rhein, seit 1974 zum
Sängerstamm der Deutschen Oper Berlin. Gastspiele gab er in Stuttgart, Hamburg, Milano, Zürich, Barcelona, Stockholm, San Francisco. 1973-1975 trat er als Mime und Ulrich Eisslinger bei den
Bayreuther Festspielen auf.
Josef Hopferwieser
Tenor / * 1938 Graz - † 9. Juli 2015 Graz
Sohn eines bekannten Orgelbauers. Handwerkslehre im Bauwesen. Musikausbildung als Klaviersolist. Seit 1960 Gesangsschüler
an der Grazer Akademie bei Helma Handl. Erstes Engagement bei Intendant Hellmuth Matiasek und GMD Heribert Esser am Staatstheater Braunschweig. Ensemblemitglied an den Opernhäusern Essen und
Frankfurt/M. 1970 Debüt an der Wiener Staatsoper, der er bis zum Bühnenabschied in 472 Vorstellungen treu blieb. Er sang ein weites Repertoire vom Lirico über Spinto-Partien aller Genres und Fächer -
von Rossinis Almaviva über Offenbachs Hoffmann bis Wagners Lohengrin und R.Strauss‘ Bacchus, dazu immer wieder Operetten-Bonvivants, am häufigsten, auch international, den Alfred in der
Fledermaus. 1989 wurde er zum Österreichischen Kammersänger ernannt. Er gastierte an allen wichtigen Bühnen Europas und in Übersee, bei Festivals und in Funkproduktionen. Nach dem
Bühnenabschied wirkte er als Gesangspädagoge in seiner Heimatstadt Graz. Den Berlinern ist er aus zahlreichen Auftritten an der DOB in Erinnerung.
Karin Eickstaedt
Sopran /* 1942 Dessau
Nach ersten Berufstätigkeiten als Kinderschwester, Studium von Musik, Gesang und Darstellung an der Musikhochschule
Weimar, am Konservatorium Halle/Saale, dann bei Helga Forner und Dagmar Freiwald in Leipzig. Debüt als Königin der Nacht in der Zauberflöte 1965 an den Landesbühnen Sachsen Dresden-Radebeul.
Seit 1967 als Coloratrice an der Dresdner Staatsoper, 1972 auch Mitglied der Staatsoper Berlin. Gastspiele an der Komischen Oper Berlin, am Opernhaus Leipzig, an den Nationalopern von Budapest,
Warschau, Bukarest, am Kirov-/Marinskij-Theater Leningrad und bei den Festspielen von Wiesbaden. 1978-80 Gastauftritte mit Mozart-Partien an der Wiener Staatsoper. 1979 erstmals an der
Deutschen Oper Berlin. Weitere Bühnenpartien: Zerbinetta in Ariadne auf Naxos, Königin von Shemakan in Der goldene Hahn, Agnes in Liebermanns Schule der Frauen, Elsa in
Paul Dessaus Lanzelot, Lucieta in Wolf-Ferraris I quattro rusteghi. Erfolgreiches Wirken auch im Konzertsaal und in Fernsehaufnahmen von Opern. Sie lebte seit 1978 in
Westdeutschland. Zahlreiche Schallplatten beim DDR-Label Eterna.
Josef Becker
Bass / (* ?) - geboren und aufgewachsen im Odenwald.
Gesangsausbildung am Konservatorium in Mainz, dann bei Kammersänger von Willi Domgraf-Fassbaender, schließlich in
Meisterkursen der Sommerakademie Mozarteum Salzburg. Debüt 1969 am Opernhaus Biel-Solothurn. Erstes Engagement am Stadttheater Coburg. Von dort 1972 an die Deutsche Oper Berlin. Dort drei Jahrzehnte
als Bassist für universelle Aufgaben, in mittleren und kleinen Partien, mit insgesamt fast 60 Bühnengestalten, festes Ensemblemitglied. Gastspiele an mittleren und großen deutschen
Opernhäusern, dazu der Hamburgischen Staatsoper, der Deutschen Oper am Rhein, den Festivals/Festwochen von Berlin, Wien, Schwetzingen, Salzburg, Edinburgh. Konzertreisen mit Auftritten in Rom,
Griechenland, Polen, USA. Rundfunkproduktionen beim RIAS, SFB, SWR/Südfunk, HR. TV-Auftritte bei ARD und ZDF. Mitwirkung in CD-Produktionen wie Wagners Lohengrin und Verdis Don
Carlos (unter Karajan), Spontinis Olympie (unter Gerd Albrecht), vom Bayreuther Jugendfestival Wagners Die Feen, Werke von Paul Hindemith und Wolfgang Rihm.
Seit 1977 Lehrbeauftragter an der Berliner Hochschule der Künste.