Elsässer
- Neofaschist Bei der Europawahl 2009 wurde Farage wieder ins Europaparlament
gewählt. Er übernahm zusammen mit Francesco Speroni den Vorsitz in der Fraktion „Europa der Freiheit und Demokratie“ (EFD), einer Nachfolgerin der Ind/Dem-Fraktion. Sie vereint vor allem die
britische 'United Kingdom Independence Party' (UKIP), die rassistische italie-nische 'Lega Nord', dazu einige rechtsextreme Kleinparteien. Mit insgesamt 31 Abgeordneten ist sie die kleinste Fraktion
des Europa-Parlaments. |
*)
2016 nicht mehr notwendig. Elsässers Partei ist nun die wahlerfolgreiche, nach
der
Vertreibung ihrer neoliberal-konservativen Gründer nach rechtsextrem hin radikalisierte
AfD - in seinem Magazin compact so emphatisch gefeiert wie zuvor der Elsässer-
Wunschbundeskanzler Sarrazin.
**) Zum besseren
Verständnis fehlerbereinigt, korrigiert und redigiert.
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„Compact“ in der
Krise
Unter prüfendem
BfV-Blick
Das „Compact“-Magazin wird seit März 2020 als
rechtsextremer
Verdachtsfall eingestuft. Der Verfassungsschutz nennt dafür nun
erstmals genaue Gründe.
Es läuft gerade nicht beim Compact-Magazin. Der Umsatz sei wegen fehlender
Kioskverkäufe in der Pandemie um ein Drittel eingebrochen, klagte der Chef-redakteur Jürgen Elsässer. „In dieser Krise braucht Compact Ihre Solidarität“, bat Elsässer seine Leserschaft um
Neuabos und Spenden. Obendrein ist das Magazin seit März 2020 in den Augen des Verfassungsschutzes ein rechts-extremer „Verdachtsfall“. Das erklärte das Bundesamt im Zuge der Einstufung des
AFD-Flügels als volles Beobachtungsobjekt. Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang sagte vor der Presse: „Wir haben darüber hinaus die Compact-Magazin GmbH zum Verdachtsfall erklärt. Das
Magazin bedient sich revisionistischer, verschwörungstheoretischer und fremdenfeindlicher Motive.“ Somit kann die Behörde das Blatt nun auch mit geheimdienstlichen Mitteln in den Blick
nehmen.
Seit 2010 bedient Compact das AfD-Pegida-Spektrum mit reißerischen Titeln und Verschwörungstheorien, sieht fortwährend eine „Asylflut“ auf Deutschland zukommen. Es beklagt
historisch einen „Bombenterror“ gegen Deutsche und aktuell „Massenvergewaltigungen“, fordert auch mal einen Freispruch für Beate Zschäpe. Damit brachte es das 2013 gegründete Monats-magazin zu einer
Auflage von rund 40.000 verkauften Exemplaren.
Dass der Verfassungsschutz das Blatt zeitgleich mit dem „Flügel“ unter Beobachtung stellt, ist kein Zufall. Denn ideologisch trennt beide Lager nicht viel. Im Gegenteil:
Compact-Chef Elsässer – vor Längerem noch ein erklärter Linker – hofiert seit Jahren offen den „Flügel“-Anführer Björn Höcke.Das ist auch dem Verfassungsschutz nicht entgangen, der auf
taz-Anfrage genauere Gründe für die Einstufung von Compact vorlegt. Das Magazin, so sagt das Bundesamt, pflege Verbindungen zu „eindeutig rechtsextremistischen Bestre-bungen“, was etwa den
„Flügel“ meint. Auch verbreite Compact „Pauschal-vorwürfe“ gegenüber Migranten und Muslimen. Der Islam werde in Beiträgen „unterschiedslos negativ gezeichnet“, als „permanente Gefahrenquelle
und Bedrohung“. Zuwanderung werde beständig mit „Kriminalität, Terror und Islamisierung“ verknüpft.
Das Magazin verbreite außerdem Verschwörungstheorien wie die eines „Großen Austauschs“ (wonach Migranten gezielt Einheimische zu verdrängen suchten). Dazu kämen
„diffamierende Beiträge“ etwa über den liberalen Unternehmer George Soros, „antisemitische Verschwörungstheorien“ und ein „revisionistisches Geschichtsbild“, etwa in Sachen Kriegsschuldfrage beim
Zweiten Weltkrieg.
Der Verfassungsschutz in Brandenburg, wo Compact seinen Sitz hat, teilt diese Einschätzung ausdrücklich – nach eigener Darstellung regte er die Einstufung mit an. Auch
dort heißt es, Compact verbreite eine Ideologie mit „erheblichem Anknüpfungspotenzial für Teile der rechtsextremistischen Szene“. Jürgen Elsässer habe „als Chefredakteur die aufgezeigte
Entwicklung vollumfänglich zu verantworten“.
Elsässer ließ eine Presse-Nachfrage, wie er und sein Magazin auf die Vor-würfe reagieren, unbeantwortet. In einem Onlinebeitrag des Magazins wird nur knapp notiert, dass man „en
passant“ mit dem „Flügel“ vom Verfassungsschutz „abgefrühstückt“ werde. Es gehe um die „Diffamierung und staatliche Beob-achtung des oppositionellen Umfelds“. Offenbar sei nun auch der
Verfassungs-schutz Teil der „links-hypermoralischen Haltungsherrschaft“. Ähnlich hatte auch Höcke die Einstufung seines „Flügels“ als „Etabliertenschutz“ abgetan. Compact stellt sich
klar hinter Höcke, dieser werde „zu Unrecht dämonisiert“. Er sei „im Unterschied zu den staatlichen Agitatoren, ein echter Demokrat“.
Auch nach der Einstufung des Verfassungsschutzes titelt Compact düster
mit Geflüchteten auf seiner Aprilausgabe, warnt vor einer angeblich neuen „Asylflut“: „Sie kommen!“ Elsässer selbst schreibt über eine angebliche „Corona-Diktatur“, bei der es in
Wahrheit darum gehe, „unproduktives Kapital zu vernichten“ wie früher in den Weltkriegen – und Armin Laschet spreche „wie Adolf Hitler zum letzten Volkssturm-Aufgebot“. Parallel kürt das
Magazin den bei RTL wegen rassistischer Ausfälle geschassten Rapper und Verschwö-rungsriecher Xavier Naidoo als „Helden“
Auch Höcke und sein „Flügel“ bekommen weiter ihr Podium. So veröf-fentlichte das Magazin nochmals eine frühere Höcke-Rede, in der dieser den Verfassungsschutz den
„Erfüllungsgehilfen des Establishments“ nennt und „Feindzeugen“ in den Reihen der AfD angeht. Dann ließ Compact in einem Video eine Stunde lang den sächsischen Flügel-Obmann Jens Maier mit
Elsässer über die Zukunft der AfD plaudern. Und als zuletzt auch die AfD-Spitze eine Auflösung des „Flügels“ einforderte, nannte das Blatt das einen „Putsch gegen Höcke“, gar einen „parteiinternen
Krieg“.
Dieser Bund mit Höcke war schon lange geknüpft. Schon vor Monaten widmete Compact dem Thüringer eine Sonderausgabe („Interviews, Reden, Tabubrüche“). Höckes Auftritt im
Februar 2020 bei Pegida in Dresden streamte das Magazin live. Und zur Thüringer Ministerpräsidentenwahl gab Höcke dem Magazin per Video ein „Exklusivinterview“, knapp 320.000 Aufrufe erzielte dieses
im Netz.
Es geht wohl nicht allein darum, mit Höckes Namen Geld zu machen. Das Magazin preist den AfD-Rechtsaußen als „Hoffnungsträger für eine politische Wende“. Compact hat sich
damit im extrem rechten Medienmarkt eindeutig verortet. So macht zwar auch die neurechte Junge Freiheit um Dieter Stein keinen Hehl aus ihrer Nähe zur AfD, geht mit dem „Flügel“ aber
durchaus hart ins Gericht, weil dieser die gesellschaftliche Akzeptanz der Partei im Gesamten gefährde. Auch das rechtsextreme Magazin Zuerst!, das seit Monaten diversen AfD-Politikern eine
Plattform bietet, hält sich in parteiinternen Konflikten mit eigenen Positionierungen zurück. Elsässers Redaktion tut das Gegenteil.
Das hat offenbar auch inhaltliche Gründe. Auffällig ist, wie Compact den „Flügel“ als „sozialpatriotische“ Kraft preist. Tatsächlich präsentierte Höcke sein
„sozialpatriotisches“ Konzept erstmals auf einer Compact-Konferenz im November 2017 in Leipzig. Mit Zitathappen von Lenin und Mao beklagte der AfD-Mann die „Vergötzung des Kapitals“ und
griff „neoliberale Gedanken-modelle“ an, die blind seien für die „sozialen Folgen“. Die Linke habe längst die „kleinen Leute“ verraten. Nun verteidigten die Rechten die sozialen Errungenschaften von
150 Jahren Arbeiterbewegung.
Das ist eine Position, die Compact-Chef Elsässer schon vor Jahren vertrat – womöglich war er selbst der Impulsgeber für Höckes Vorstoß. Denn Elsässer, einst Anhänger des
Kommunistischen Bunds und konkret-Autor, begann vor mehr als zehn Jahren seinen Weg nach ganz rechts mit der Vorhaltung, dass „die Linke“ sich nicht mehr für das Proletariat interessiere.
Schon 2006 hielt
er dieser vor: „Mit Staatsknete wird Multikulti, Gendermainstreaming und die schwule Subkultur gefördert, während Proleten auf Hartz IV gesetzt werden.“ Dagegen rief Elsässer zu einer neuen
„Volksfront“ auf.
Heute nun steht Elsässer mit Höcke auf einer Bühn. Er ist selbst schon bei Pegida aufgetreten. Mit beider Verankerung in Ostdeutschland scheint der 63-Jährige seine „Volksfront“
langsam aufkommen zu sehen. Wenig überrascht also, dass Compact nach den jüngsten, auch parteiinternen Angriffen gegen den „Flügel“ warnte, dies könne die Partei „erheblich schwächen“. Und
heraus-stellte, wo die AfD zuletzt ihre Wahlerfolge einholte: im Osten – „überall dort, wo sie unter starkem Einfluss des Flügels steht“.
Für den Verfassungsschutz machte es diese Nähe zum „Flügel“ fast unum-gänglich, auch Compact zumindest zum „Verdachtsfall“ zu erklären. Elsässer wähnt sich dagegen bereits
wieder im Aufwind. Nach seinem Corona-Hilfs-appell an die Leserschaft vermeldete er einen angeblich „reißenden“ Absatz der Aprilausgabe. Und verkündete: „An unserer Rolle (...) wird sich nichts
ändern. Wir halten stand.“ Wie es ausschaut, ist der Schritt vom „Verdachtsfall“ zum vollen Beobachtungsobjekt nur eine Frage der Zeit.
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Hinweis von Andreas Kemper
– 27. Juli 2016
Jürgen Elsässer, Herausgeber des „Compact-Magazin“, rief direkt das
Militär in Deutschland (= "unsere Bundeswehr") auf, eigenständig Grenz-
bahnhöfe und Grenzen gegen die „Invasion“spläne durch die „Volksverrä-
terin“ Angela Merkel zu besetzen. Elsässer arbeitet mit dem neurechten
Götz Kubitschek zusammen. Beide sprachen sich für einen „deutschen
Maidan“ aus, also eine Platzbesetzung nach dem Vorbild des Aufstandes
in der Ukraine, die direkt zum Sturz der Regierung führte. Lt. Kubitschek
befinden die Deutschen im Zustand des „Vorbürgerkriegs“. Ähnlich drückt
dies der Thüringer Fraktionschef der AfD, Björn Höcke, aus: Die AfD sei
die „letzte friedliche Chance“. Der mit Elsässer und Kubitschek zusammen
arbeitende Höcke prognostizierte schon häufiger einen Bürgerkrieg, aber
er geht längst noch weiter.
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COMPACT ist
zahlungsunfähig.
Mit kriminellen Spendenaufrufen
zockt Elsässer Leser
ab
Das vom Verfassungsschutz korrumpierte COMPACT-Magazin kämpft ums wirtschaftliche
Überleben und steht kurz vor der Insolvenz. Eine Recherche von anonymousnews.ru offenbart die desolaten Finanzen
des Magazins. Jetzt schmiss sogar der Verleger Kai Homilius seinen Posten als Geschäfts-führer hin, weil sich Jürgen Elsässer für 11.000 Euro Honorar für ein Interview im SPIEGEL prostituierte und er
den kriminellen Umgang mit Leser-Spenden nicht länger mittragen will.
Anfang 2018 sorgte der Rechtsstreit zwischen dem ARD-Journalisten Richard Gutjahr, der 2016 bei den beiden Terroranschlägen von Nizza und München anwesend war, für Aufsehen.
Gutjahr stellte in der Berichterstattung von COMPACT über die Ereignisse in Nizza und München falsche Tatsachenbehauptungen über seine Person fest. Er mahnte Elsässer und COMPACT ab und erwirkte
schlussendlich eine einstweilige Verfügung bei Gericht gegen das Magazin, das daraufhin diverse Lügen vom Netz nehmen musste
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Abmahnung von Gutjahr, nicht wie von COMPACT dargestellt, erst im Januar 2018, sondern bereits im Januar 2017 erfolgte. Das ist
ein wichtiges Detail. Denn der Kostenfestsetzungsbeschluss, den das Gericht in diesem Verfahren, erlassen und der COMPACT dazu verpflichtete, rund 1.400 Euro Verfahrenskosten an Gutjahr zu erstatten,
datiert ebenfalls auf Januar 2017, ist also bereits über ein Jahr alt.
Da sich COMPACT in der Folge über 12 Monate lang nicht bereit zeigte oder im
Stande sah, die gerichtlich titulierten Kosten an Gutjahr zu überweisen, erwirkte dieser schlussendlich mit seinem Anwalt Markus Kompa, beim Potsdamer Amtsgericht am
15. Januar 2018 einen Pfändungs- und Überweisungsbeschluss gegen COMPACT. Mit diesem war auch die Domain compact-online.de juristisch gepfändet.
Doch auch jetzt kommen Elsässer und COMPACT ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nach. Vielmehr werden die Leser des Magazins dazu aufgerufen, die selbst verschuldeten
Gerichts-kosten für Gutjahr über Spenden zu begleichen. Mindestens 4.000 Euro haben gutgläubige Leser in der Folge an Elsässers dubiosen „Prozesskostenhilfe-Fonds“ überwiesen.
Günter Strauß / AN 21.3.2018
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Ceterum censeo
Elsässer ist ein
Wirrkopf, der sich über die Jahre von einem der führen-den Publizisten der Antideutschen zu einem führenden Publizisten der Neuen Rechts-extremen gewandelt hat. Elsässers Aussagen und Artikel sind
schon seit langer Zeit kritikwürdig und bewegen sich spätestens seit der Gründung seiner „Volksinitiative gegen das Finanzkapital“ auch außer-halb der Leitplanken einer progressiven Debatte.
Elsässer war es, der 2009 den Begriff „Querfront“ wiederbelebte – nur dass sich kein einziger Linker seiner „Volksinitiative“ anschloss, die „Quer-front“ also nie zustande kam, aber
dennoch bis heute weiter in den Köpfen einiger Publizisten, Journalisten und Politiker herumgeistert.
Fun-Fact am Rande: Früher war Elsässer höchstselbst Autor beim Neuen Deutschland. Heute hetzt er in seinem rassistischen und nationalistischen Compact-Magazin mit Vorliebe gegen
Flüchtlinge, Einwanderer, Muslime und Andersdenkende. Das ist widerlich und muss scharf kritisiert werden. Aber man sollte bei dieser Kritik auch den kategorischen Imperativ nicht vergessen und sich
noch einmal vergewissern, wofür man selbst steht.
Quelle: NDS / 19.12.2017
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Jürgen Elsässer
– vom KB zur
AfD
* 20. Januar 1957 in
Pforzheim. Journalist, Publizist &
politischer Aktivist.
Von etwa 1975 bis 2008 war er Artikelautor, Redakteur und/oder Mitherausgeber verschiedener
linksgerichteter Printmedien. Darunter waren der Arbeiterkampf (bis 1991), Bahamas (1991 ff.), Jungle World
(1997–2000), junge Welt und konkret (bis 2002) sowie Neues Deutschland (2008).
Während einiger Jahre vertrat er Positionen
der "Antideutschen", ab 2003 die der leninistischen Antiimperialisten.
2009 gründete er eine „Volksinitiative gegen
das Finanzkapital“, die
für Neue
Rechte offenstand. Seit Ende 2010 ist er
Chefredakteur des
rechtspopulistischen Monatsmagazins Compact. 2014 und 2015 trat er bei den Mahnwachen für den Frieden, bei Legida und Pegida auf. 2016 positionierte er
Compact als Wahlkampforgan für die rechtspopulisti- sche Partei Alternative für Deutschland (AfD). Er vertritt homophobe und rassistische Positionen, die er mit einer Querfront möglichst weit verbreiten will. Einige seiner Aussagen werden als antisemitisch kritisiert.
Journalist linksgerichteter Printmedien
In den 1980er Jahren hatte Elsässer für die Zeitung des Kommunistischen
Bundes Arbeiterkampf (AK) geschrieben. Mit seinem
Artikel „Warum die Linke antideutsch
sein muß“ (1990) wurde er Mitbegründer der „antideutschen“ Strömung in der radikalen Linken. Nach der Auflösung des KB (1991) gab er die Zeitschrift Bahamas heraus. Eine Weile vertrat er als
Redakteur die vorherrschende Linie der Zeitung junge Welt, die die Politik des Staates Israel kritisiert und mit Palästinensergruppen sympathisiert. Nach einem Konflikt mit der Geschäftsführung der jungen Welt gründete Elsässer 1997 die Zeitung Jungle World mit
und gab sie bis 2000 mit heraus.
Danach war er unter anderem "gelegentlich Autor" für die Allgemeine Jüdische Wochenzeitung und schrieb auch für das Kursbuch. Als Redakteur für konkret rief er,
so Steffen
Kailitz, zu Aktionen gegen den Historiker
Ernst
Nolte auf, dessen Thesen
den Historikerstreit von 1986/87 ausgelöst
hatten.
Im Februar 2002 trennte sich die junge Welt, im Sommer 2002 auch Jungle World
von Elsässer. Im Dezember 2002 beschrieb er die Zustimmung einiger Linker zum Irakkrieg der USA als Abkehr vom seit 1945 geltenden pazifistischen „Minimalkonsens“ der westdeutschen Linken. Im Zusammenhang damit entließ konkret-Herausgeber
Gremliza Elsässer Ende 2002 als
verantwortlichen Redakteur des Politikteils. Ab
April 2008 bis 15. Januar 2009 arbeitete Elsässer für die Tageszeitung Neues Deutschland.
Politische Wendung nach Rechts
Seit den 1990er Jahren zeigte Elsässer eine Neigung zu einer Querfront, die linke und
rechte Positionen verbindet. In seinem sog. Braunbuch DVU (1998) nannte er die rechtsextreme Partei 'Deutsche Volksunion' „nationalrevolutionär“.
Wie andere Linke widersprach er den offiziellen Begründungen für den NATO-Krieg gegen Jugoslawien (1999), darunter den Opferzahlen zum Massaker von Srebrenica (Juli 1995). Dabei ergriff er zunehmend Partei für einen Pan-Serbismus und für verurteilte serbische Kriegsverbrecher.
Im März 2006 widersprach Elsässer Antisemitismusvorwürfen gegen den Film Tal
der Wölfe – Irak und forderte, die
Friedensbewegung solle diesen als Argument
gegen
die Irakpolitik der USA nutzen. Der österreichische Journalist Karl Pfeifer sah darin eine Hinwendung Elsässers zur „Volksgemeinschaft“, „in der Rechte und Linke sich gegen den gemeinsamen Feind mit Islamisten und türkischen Chauvinisten verbünden wollen.“
Im November 2006 schrieb Elsässer, mit Staatsgeldern werde „Multikulti, Gender-mainstreaming und die schwule Subkultur gefördert, während die Proleten auf Hartz IV
gesetzt werden und sich oft auch keine Kita, kein Schwimmbad und keine warme Wohnung
mehr leisten können“. Das wurde als Plädoyer für eine Querfrontpolitik der Linksfraktion aufgefasst, ebenso wie ein Interview, das Elsässer der rechtsextremen französischen Zeitung Le Choc du Mois gab.
In seinem Buch Links oder lahm? (2006) plädierte Elsässer
für Plebiszite als Weg
zum Sozialismus, den die Bolivarische Revolution in Venezuela
vorgemacht habe In seiner Publikation Angriff der Heuschrecken zur „Heuschreckendebatte“ plädierte er dafür, „Modernisierungsverlierer“ für eine Verteidigung des Nationalstaats
gegen die „globalistischen Attacken der USA“ zu mobilisieren. Bernhard Schmid (Die Wochen-zeitung) nannte das „linken Populismus“, Rüdiger Göbel (jW) dagegen sah darin das „derzeit wohl spannendste wie provokativste Druckwerk zum Zustand und zur Zukunft der Linkskräfte in diesem Land.“
Am 10. Januar 2009 rief Elsässer in Berlin zum Aufbau einer „Volksinitiative gegen das Finanzkapital“ auf. Ein breites Bündnis „von Lafontaine
bis Gauweiler“ solle den
„bewussten Angriff des angloamerikanischen Finanzkapitals“ in der gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzkrise abwehren. Dabei spiele der Nationalstaat „eine entschei- dende Rolle“. Die „Volksfront“ müsse „die
entschädigungslose Nationalisierung des
Finanzsektors“ durchsetzen. Dazu kündigte Elsässer einen Kongress an, der auf keinen Fall marxistisch sein werde. Er schloss eine Zusammenarbeit mit der NPD aus. Der
NPD-Vizevorsitzende Holger Apfel hatte Elsässers Vorstoß jedoch
am Vortag begrüßt: Elsässer wolle „auf nationaler Grundlage den Dualismus von rechts und links durch die Schaffung einer antiglobalistischen und antiimperialistischen Gerechtigkeitsbewegung
überwinden“. Die NPD und die neurechte Zeitschrift Junge Freiheit warben für Elsässers Aufruf.
Die Linksfraktion dagegen distanzierte sich von
Elsässers Initiative; Norman Paech sagte eine Diskussion mit ihm
ab. Weil Elsässer „an rechte Parolen angedockt“ habe, kündigte das
Neue Deutschland ihm am 15. Januar 2009 den Autorenvertrag. Beim Bremer Landesverband der Linkspartei konnte er seine Initiative am 19. Januar 2009 jedoch vorstellen. Andere Linke kritisierten seinen Aufruf als endgültige
Hinwendung
zu einer nationalistischen Querfront in der Tradition des Nationalsozialisten Otto Strasser und des Rechtskonservativen Kurt von Schleicher.
Im Juni 2009 begrüßte Elsässer die Wiederwahl des
Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad bei
der Präsidentschaftswahl im Iran als „schöne
Schlappe für den Imperialismus“ der USA. Zu dessen Handlangern zählte er die inneriranische Opposition und begrüßte deren Unterdrückung.
Zu einer Konferenz der „Volksinitiative“ zum Thema „Der Euro vor dem Zusammen-bruch“ (Berlin, 25. September 2010) lud Elsässer die Rechtspopulisten
Nigel
Farage (United Kingdom Independence
Party) und Karl Albrecht
Schachtschneider, rechte Esoteriker
und neoliberale Ökonomen wie Max
Otte, Michael Mross
& Edgar Most
als Redner ein.
Herausgeber von Compact
Im Dezember 2010 wurde Elsässer Chefredakteur des Monatsmagazins Compact
und Mitherausgeber neben Andreas Abu Bakr Rieger und dem
Verleger Kai
Homilius. Elsässer gab an, er wolle mit dem Blatt Debatten
zwischen Linken und Rechten jenseits der „Political Correctness“ anstoßen. Er gewann jedoch überwiegend neurechte und rechtskonservative Autoren, die auch in der "Jungen Freiheit" schreiben. Ab
der zweiten Ausgabe machte er Anti-Amerikanismus und Anti-Imperialismus zur Hauptlinie des Blattes. Rieger verließ die Redaktion im November 2014 wegen „rassistischer und nationalistischer Positionen“, etwa zu Pegida und zur
Russlandkrise.
Compact wird als „Querfront-Magazin“ oder
„rechtspopulistisches Magazin mit
Hang zu Verschwörungstheorien“ oder „Zentralorgan
für Verschwörungstheorien“ und als „momentane Speerspitze perfider Agitation gegen die Flüchtlingspolitik der Bundes-regierung“ eingeordnet.
Agitationsredner bei Pegida & Legida
Ab 21. April 2014 trat Elsässer einige Male als Redner bei den
von Lars
Mährholz initiierten „Friedensmahnwachen“ auf. Er bezeichnete
die Anwesenden, darunter NPD- Vertreter, als „die wahren Antifaschisten“, die aktuell gegen einen neuen Weltkrieg kämpften. „Nicht links, nicht rechts, sondern
vorwärts“, sei seine Parole. Gemeinsamer Gegner des „Volkes“ sei die
„internationale Finanzoligarchie“, als deren Vertreter
er
„die Herren Rockefeller,
Rothschild,
Soros, Chodorkowski“ namentlich hervorhob.
Diese benutzten die Federal Reserve Bank, „um die ganze Welt
ins Chaos zu stürzen“.
Die Hervorhebung einzelner jüdischer Bankiers als angebliche Lenker des globalen Finanzsystems und Drahtzieher internationaler Krisen wurde als traditionelles antisemi-tisches
Klischee kritisiert. Die Publizistin Jutta Ditfurth
bezeichnete Elsässer mit Bezug auf ähnliche Aussagen bei den Mahnwachen als „glühenden
Antisemiten“ Elsässer klagte im Mai 2014 gegen diese Bezeichnung und erhielt im Elsässer-Ditfurth-Prozess (Juli 2014; Dezember 2014) zweimal Recht. Er verkündete das als „Finalsieg über Ditfurth“, die jedoch eine
Verfassungsbeschwerde einlegte. Deutsche
und israelische Journalisten kritisierten die Urteilsbegründung der ersten Instanz als Verengung des Antisemitismus-begriffs auf die Nazizeit.
Ab Mai 2014 versuchte Mährholz Elsässer als Mahnwachenredner auszuschließen, worauf andere Mahnwachen ihn einluden. Im März 2015 wollten einige Vertreter der
Friedensbewegung die Zusammenarbeit mit den
Mahnwachen nur fortsetzen, wenn Elsässer davon ausgeschlossen würde.
Zur Flüchtlingskrise
Angesichts der Flüchtlingskrise
rief Elsässer am 13. September 2015 in seinem Blog
die Soldaten der Bundeswehr dazu auf, auf eigene Faust die
deutschen Grenzen gegen den weiteren Zustrom von seiner Ansicht nach illegalen Migranten zu sichern. Die öffentliche Zusicherung Angela Merkels, Deutschland werde Flüchtlingen aus Bürger-kriegsländern zumindest ein Bleiberecht
gewähren, nannte er „von der Kanzlerin befohlene Selbstzerstörung“, gegen die
deutsche Soldaten ihre „Machtmittel“ einsetzen sollten. In der tageszeitung wurde vermutet, Elsässer wolle mit diesem kaum verhohlenen Aufruf zum gewaltsamen Umsturz
absichtlich ein Ermittlungsverfahren provozieren, um auf die nächste
„Souveränitätskonferenz“ seiner Zeitschrift Compact aufmerksam zu machen.
Rezeption bei Rechtsextremisten
Auch im rechtsextremistischen Spektrum wurden
Publikationen Elsässers vereinzelt positiv interpretiert, so etwa 2007 von dem NPD-Abgeordneten Jürgen Gansel. Dieser meinte in einem Beitrag auf der Homepage der NPD, dass Elsässer „Brücken zur NPD“ schlage.
Die Welt berichtete im Oktober 2014
über Planungen zu einem „Wissenskongress“
der Alternative für Deutschland, an dem
Vertreter der Neuen Rechten, „darunter Jürgen Elsässer“,
teilnehmen sollen. Der Artikel zitiert auch einen Blogeintrag Elsässers über die als rechtsextrem eingeschätzte Bewegung Hooligans gegen
Salafisten: „Wenn ich was zu sagen hätte, würde ich jemand von
HoGeSa zur nächsten Demo für Frieden und Souve- rä nität einladen.“ Am
4. März 2016 trat Elsässer bei der AfD in Ingolstadt auf. Ein Bündnis von Gewerkschaften, Parteien, Fangruppen des FC Ingolstadt 04
mobilisierte
für eine Mahnwache gegen diesen Auftritt.
Elsässer lobte in seinem Blog die „PEGIDA“-Bewegung und ihre Demonstrationen. Am 21. Januar 2015 trat er auf einer Demonstration der Leipziger
PEGIDA-Aktivisten
(= „LEGIDA“) auf. Kurz zuvor hatte sich die PEGIDA e.V. wegen inhaltlicher Diffe-renzen von der Leipziger Veranstaltung distanziert.
Rezeption bei Wissenschaftlern & Fachjournalisten
Bereits 2006 wies der antifaschistische Fachjournalist Karl Pfeifer
darauf hin, Elsässer habe sich zum Nationalbolschewisten entwickelt, der öffentlich mit
Querfront-Strategien kokettiere.
Für die Gründung seiner „Volksinitiative gegen das Finanzkapital“ wurde Elsässer scharf kritisiert. Thomas Vitzthum analysierte eine Querfront-Strategie, um eine Zusammenarbeit
von rechts- und linksradikalen Antikapitalisten unter Betonung des Nationalismus herzustellen. Die (irrigerweise) als „links“ geltende tageszeitung
vermutete, der Wortlaut seiner Erklärung sei so formuliert, um
„rechtsextreme Kreise explizit in sein Bündnis
integrieren“ zu können. Die Redaktion des Neuen
Deutschland warf ihm vor, er habe an „rechte Parolen angedockt“, die „höchst gefährlich“ seien.
Sie beendete die Zusammenarbeit mit dem Autor.
2010/11 attestierte ihm Mathias Brodkorb ('Endstation Rechts') eine Wandlung „vom Antideutschen zum Antiimperialisten“. Überdies wolle er nunmehr „den Nationalstaat gegen das Finanzkapital in
Stellung bringen“.
Der Politikwissenschaftler Clemens Heni
erklärt Elsässer für „seit einiger Zeit
geistig abgedriftet“. Er schmiege sich „der Ideologie und Sprache des National-sozialismus sowie des heutigen Rechtsextremismus an“. (2010). Heni sieht Elsässer
als einen „Freund des Islam“ und einen Gegner des Universalismus.
Heribert
Schiedel vom Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstands bezeichnete Elsässer als „linksnational“.
Der Historiker Volker Weiß (2014) attestierte Elsässer,
der sich „von schrill links
nach schrill rechts“ entwickelt habe, einen „prorussischen
Kurs“. Elsässer habe eine „populistische Begabung“ und personifiziere gekonnt eine Querfront-Strategie.
Der Historiker Olaf Glöckner (2015) stellt fest, Elsässer
werde „inzwischen bescheinigt, zunehmend auch mit rechtspopulistischen Gruppierungen und mit der sächsischen PEGIDA-Bewegung zusammenzuarbeiten.“ Er pflege – wie schon in der Vergangenheit –
bestimmte Feindbilder u.a. „internationales Finanzkapital“, „Kriegs-brandstifter“ und „Washington, London und Jerusalem“. Dabei nutze er Provokation und Demagogie. Man könne dies wohlwollend
als „diffusen verschwörungstheoretischen
Amoklauf“ interpretieren.
Als „schriller, neurechter Hasardeur“ wurde Elsässer er von dem Soziologen Oliver Nachtwey (2015) bezeichnet.
Auch der Rechtsextremismusforscher Helmut Kellershohn (2015) versteht Elsässer als einen „Querfrontler“ und „Nationalbolschewisten“. Alexander Häusler nennt ihn einen „rechten
Querfront-Publizisten“Der Rechtsextremismusexperte Andreas Speit u.a. (2015) hält Elsässer für einen „Neuzugang im neurechten Lager“.