„Strukturwandel“ bedeutet Stabilisierung
von Profit plus soziale Unsicherheit.“
Arnold Schölzel
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„Wer - wie die Bundesregierung - im Kosovo die Anerkennung der
Sezession (hier redet sie nicht von Annektion) billigt und völkerrechtswidrig unterstützt, kann
diese auf der Krim und im Donbass
nicht glaubwürdig kritisieren.“
Sevim Dagdelen
(MdB /Sprecherin für Auswärtige Politik der Linksfraktion
im Deutschen Bundestag)
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Die Soziale Marktwirtschaft, wie wir sie fast alle lieben,
kommt im Grundgesetz nicht vor. Das kann aber nichts daran ändern,
dass sie als übergesetzlicher Wohlstand über unserer Verfassung schwebt.
Von Anfang an. Ach was: vor Anfang an. Artikel 15: "Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art
und Ausmaß der
Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen
der Gemeinwirtschaft überführt werden.“
Otto Köhler
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Gibt es überhaupt noch ein Thema, bei dem sich die SPD von der
CDU unterscheidet und wo Gabriel nicht Merkel hinterherläuft?
Da kann man gleich das Original wählen, statt eine billige Kopie.
Gabriel macht die SPD nicht nur zur Splitterpartei, sondern schon
jetzt zum billigen Jakob eine Großen Koalition 2017. Kein Wunder:
Die SPD verliert auch weiterhin mehr Mitglieder und liegt mit
noch 451.543 Zahlenden nun hinter der CDU. Telepolis
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„Geldgeschäfte sind ordinäre Verbrechen.
Von Arbeitern erwirtschaftet,
wird angeeigneter Mehrwert meistbietend gehandelt.“
Simon
Zeise
Eine Regierung ist nicht
der Ausdruck des Volkswillens,
sondern der Ausdruck dessen,
was ein Volk erträgt.
Kurt Tucholsky
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„Die Utopisten von heute
sind die Realisten von morgen.
Und die Realisten von heute
sind morgen tot.“
Elisabeth Mann-Borgese
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„Scham ist
Scheiße! Wut ist gut!"
Niklas Frank, Sohn des NS-Spitzenverbrechers Hans Frank, stern-Autor
& -Reporter, Publizist, enragierter Kämpfer für Internationale Solidarität,
Basisdemokratie und Antifaschismus, zur „Bewältigung der NS-Diktatur“.
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„Ich weiß von keinem Kunstwerk, das eine
reaktionäre
Ideologie vertritt - denn dann wäre es schon kein Kunstwerk
mehr. Kunst ist ihrer Natur nach progressiv.“
Peter Weiss / Notizbücher 1971-1980
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„Ohne die Liebe zur Heimat
keine Verbrechen gegen die Menschheit“
Hermann L.
Gremliza (1940-2019)
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„Die DDR ist nicht deshalb untergegangen,
weil sie sozialistisch war.
Sondern weil sie eben nicht sozialistisch war.“
Peter Glotz
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„ Ich weiß auch, … dass mir all mein Wissen um das Belogenwerden,
dass mir all meine kritische Aufmerksamkeit im gegebenen Augenblick
gar nicht hilft. Irgendwann überwältigt mich die gedruckte Lüge, wenn
sie von allen Seiten auf mich eindringt, wenn ihr rings um mich her nur
von wenigen, von immer wenigeren und schließlich von keinem mehr
Zweifel entgegengebracht werden. “
Victor Klemperer /
LTI - Lingua Tertii Imperii. Notizbuch eines Philologen - 1946
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Wiglaf Droste
"In der CDU gibt es nun noch eine 'Gruppierung' genannte Werte-Union.
Der medial-politische PR-Jargon wird tatsächlich jeden Tag noch dümmer.
Man fängt sich Ohrenpein ein. Ich ziehe jeder Werte-Union ein Dortmunder
Union und die Sowjetunion unbedingt vor, notfalls sogar Union Berlin."
7.4.2018 jW
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„Wenn das Aufdecken von Verbrechen wie ein Verbrechen
behandelt wird, dann werden wir von Verbrechern regiert“
Edward Snowden
in „Freiheit für Julian Assange“
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Weihnachtsmann war noch nie
Osterhase
Zu den Meisterschaften, die in Wahrheit gar keine Meisterschaften sind,
gehört außer der Vizemeisterschaft auch die Herbst-, Winter- oder
Weihnachtsmeisterschaft. Die Bundesliga-Herbstmeisterschaft ist eine
Erfindung wie die „porentiefe Reinheit“, der „Bio-Alkohol“ oder das
„Filter-Frio-Verfahren“. Hat zwar einen realen Hintergrund, dient aber
vor allem der Vorspiegelung falscher Tatsachen …
Philipp Selldorf / SZ Sport
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Die Logik
der Machos
Es ist ja bekannt, dass Männer den „Playboy“ mit spitzen Fingern
allein wegen der
guten Interviews aufblättern. Kurven, Häschen und nackte Haut nehmen sie dafür nur widerstrebend in Kauf. Seit der Me-too-Kampagne aber wissen die Kerle nun gar nicht mehr, wo sie bei Frauen
überhaupt noch hinschauen dürfen. Arme Jungs, das ist aber auch echt schwierig.
Deswegen schlagen sich mit dieser Frage ja auch die Marketing-Füchse einer Auto-Waschanlage herum, die sich gern als die beste ihrer Art im Landkreis anpreist, mit ihrer Länge prunkt (50
Meter) und eine Facebook-Seite unterhält.
Bisher räkelten sich auf den Werbeplakaten dieser mit dem Prädikat XXL protzenden Blech-Shampoonierer schlanke blonde und brünette Frauen mit diesem Ruf-mich-an-Blick, mal im Bikini mit
Oberteil, mal ohne. Hat ja alles seine XXL-Logik: Autowäsche ist reine Frauensache, und bevor sie sich die guten Klamotten nass machen, ziehen sich die Mädels doch lieber gleich aus.
Irgendwie muss den Werbern aber der Sexismus-Schreck in die Knochen gefahren
sein. Denn die Frauen werden nun nicht mehr völlig entblößt: Ihr Gesicht ist gar nicht zu sehen; der ganze Kopf fehlt einfach. Auf dem gerade an der Autobahnausfahrt Wolfrats-hausen prangenden Banner
sieht Mann nur noch, was er unbedingt sehen muss, um zu wissen, ob das eine gute Waschanlage ist: einen knackigen Po in knappen schwarzen Höschen, schlanke lange Beine und bloße Arme in
Domina-artigen Lederstulpen.
„Ab 7,90 Euro“ steht darunter. Billig? Nicht so billig wie diese XXL-Macho-Werbung.
Felicitas
Amler / Süddeutsche Zeitung /
24.11.2017
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„Es gibt eine
Art, recht zu behalten, die blamabel ist
und nur dem Gegner zu unverdienter Glorie verhilft.“
Sebastian Haffner 1939 - zitiert von
Christian Klar am 28.10.2017
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Erst dann …
„Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen,-
Wenn die, so singen oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt ins freye Leben
Und in die Welt wird rückbegeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu ächter Klarheit werden gatten,
Und man in Mährchen und Gedichten
Erkennt die wahren Weltgeschichten,
Dann fliegt vor Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.
Erst wenn gleich warmen Sommerwinden
Die Menschen sich zusammenfinden,
Um dem fatalen Weltgeschehen
Endlich vereint zu widerstehen …
Dann fliegt vor einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.
Novalis (Georg Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg) / 1800
ab Zeile 13: Ergänzung durch Konstantin Wecker / 2014
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André Scheer am 15.2.2017 in der jW:
Es gibt einen Witz, der besonders gern in Lateinamerika erzählt
wird:
„Warum hat es in den USA noch nie
einen Putsch gegeben?
– Weil in Washington keine US-Botschaft existiert.“
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„Eines müssen Sie ohne Unterlass festhalten, ohne Unterlass verbreiten:
Unser Hauptfeind, der Hauptfeind aller gesunden Entwicklung des deutschen
Geistes und des deutschen Volkstums, das ist heutzutage die Presse!
Die Presse ist in dem Entwicklungsstadium, auf welchem sie angelangt ist,
der gefährlichste, der wahre Feind des Volkes, ein umso gefährlicherer, als er
verkappt auftritt. Ihre Lügenhaftigkeit, ihre Verkommenheit, ihre Unsittlichkeit
werden von nichts anderem überboten als vielleicht von ihrer Unwissenheit.“
Ferdinand Lassalle, 1863
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“Wer die Umwelt bewahren will,
kann nicht wie die Grünen
eine Wirtschaftsordnung kritiklos bejahen, die auf Umsatz-
und Gewinnsteigerung beruht. Eine sogenannte ›green economy‹,
die die bestehenden Macht- und Wirtschaftsstrukturen nicht
in Frage
stellt, ist eine Mogelpackung.“
Oskar Lafontaine
Berliner Zeitung / 6. Juni
2019
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Von Wiglaf Droste
Wer »Bild-Zeitung« sagt, lügt schon mit. Bild ist keine Zeitung, sondern ungeklärter Schlamm, eine Mixtur aus Blut, Kodder und
Samenklatsch, die
reine Ranschmeiße an jeden und Aufstachelung zu jedwedem niedrigsten Instinkt. Sogar tote Fische verfügen über weit mehr Charakter als Bild-Macher und -Leser, sofern diese des Lesens kundig
sind; die Fischlein weigern sich, i
n Bild eingewickelt zu werden.
Nun wurde das ultra-aggressive Verblödungshetzblatt zu einer Strafe von 635.000 Euro verurteilt, vom Kölner Landgericht, zu zahlen an den juristisch
vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochenen Jörg Kachelmann, dessen Ruf und Karriere, was immer man von beidem halten mag, in die Jauchegrube Bild versenkt wurde. Eine besonders üble
Rolle spielte dabei Alice Schwarzer,
die ihr Eintauchen in die Bild-Gülle für kritisches Gerichtsreportertum auszu- geben versuchte.
Inzwischen ist die um jeden Preis mediengierige Dame als Steuerbetrügerin bekannt und gerichtsnotorisch; Kontopfändung und den Rest des Lebens schleimige Emma-Editorials
schreiben wäre ein mildes Urteil für sie. Selbstver- ständlich hat Bild – und das schon vor dem Urteil, was eine klare Aussage ist
– Berufung eingelegt; möge das Kölner Oberlandesgericht die Zwetschgen am Baum haben und das Strafmaß bestätigen oder erhöhen. Die Tage, an denen der Bild-Chefredakteur/Herausgeber Kai
Diekmann, dessen Bolidenkopf von Helmut Kohl entwickelt wurde, und Alice Schwarzer die Handtücher werfen müssen, werden keine schlechten Tage für die Menschheit sein.
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Tabu
Israel-Kritik?
Kritik an der Politik des Staats Israel ist in Deutschland mit Tabu belegt. Politiker müssen fürchten, sich damit ins Abseits zu manövrieren. Die
Deutsch-Israelische Gesellschaft und viele jüdische Gemeinden scheinen eine Haupt-aufgabe darin zu sehen, öffentliche Kritik an der völker- und menschenrechts-widrigen Politik Israels zu verhindern.
Landauf, landab wird gegen israel-kritische Veranstaltungen Sturm gelaufen, werden Bürgermeister und Kirchen- obere unter Druck gesetzt, ihre Räumlichkeiten israelkritischen Gruppen zu entziehen,
denen Antisemitismus unterstellt wird (s. SZ: „Tumult statt Dialog‘“, 1.12.2015).
Dabei zeigt eine wissenschaftliche Untersuchung aus jüngster Zeit, dass Kritiker Israels ganz überwiegend nichts mit dem rechten politischen Spektrum zu tun haben, so gut wie keine
antisemitische Vorurteile pflegen und über den israelisch-palästinensischen Konflikt viel besser informiert sind als die übrige Bevölkerung.
In den letzten Jahren häufen sich Proteste gegen Äußerungen, die sich gegen die anhaltende Besatzung und Kolonisierung des Westjordanlandes und die Blockade des Gazastreifens
wenden. Vor einem Jahr wurde in Nürnberg der israelische Friedensaktivist Reuven Moskovitz bei einem Auftritt von Vertretern der DIG, der Israelitischen Kulturgemeinde und des Jüdischen
Studentenbunds niedergeschrien. Auf Druck dieser Gruppen erlaubt der Dekan keine Veranstal-tungen des Nürnberger Evangelischen Forums für den Frieden mehr im Haus der Kirche in Nürnberg.
Die massive Störung von Vorträgen wie im Gasteig in München deutet auf eine neue Qualität des Vorgehens der Israel-Lobby hin, die offenbar meint, weil die Juden Europas den
Holocaust erleiden mussten, brauche sich der Staat Israel an keinerlei Gesetze zu halten. Mit Empörung wird reagiert, wenn die EU darauf besteht, dass Israel den Assoziierungsvertrag korrekt
einhält.
Ist es nicht legitim, von Israel das Gleiche zu verlangen wie von jedem anderen Staat? Muss die Artikulation solcher Forderungen vom Münchner Oberbürgermeister verhindert
werden?
Prof. Dr. Rüdiger Baron, Röthenbach
(SZ / 7.12.2015)
s. Auskünfte / Notate: Ein Mailwechsel - Stolpersteine
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„Was
soll das für ein Gott sein, der erst eine Welt erschafft,
die dann so schlecht ist, dass sie durch den Tod des eigenen Sohnes
wieder erlöst werden muss?“
Heiner Geißler (1930-2017)
CDU-Politiker, Jusuitenschüler - in seinem letzten Interview /
September 2017
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Betrifft: Obergrenze
Zu der penetranten Beschäftigung der politischen Öffentlichkeit und
der deutschen Politik schlechthin, inkl. Dauer-Dissenzen zwischen den
‚Schwesterparteien‘ CDU & CSU durch agitatorisch-notorische Forderungen
der CSU samt Bundestags-Landesgruppe und Bayerische Staatsregierung
nach der gesetzlichen Festschreibung einer Obergrenze für die Aufnahme
von Flüchtlingen, Exilanten und Asylsuchenden in Gesamtdeutschland trug
der SZ-Leser Erich Frey 35764 Sinn (Hessen) am 14.10.2017 die folgenden
Gedanken bei.
Hier Vorschlage für mögliche und nötige andere
Obergrenzen:
- Obergrenzen für Managerbezüge und Bonuszahlungen
- Obergrenzen für Transfersummen im Profi-Fußball, weltweit
- Obergrenzen für Wohnraum-Mieten
- Obergrenzen für Raser - z,B auf deutschen Autobahnen
- Obergrenzen - strenger: für Schadstoff-Emissionen aller Art.
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"Über Lügenpresse muss sich in der Bundesrepublik Deutschland
wirklich niemand aufregen. Wir haben Klassenpresse, und die
funktioniert tadellos."
Sebastian
Carlens, Journalist, jW-Kommentator
„Es gibt zwei Wege, eine Nation zu erobern und zu
versklaven.
Der eine ist durch das Schwert. Der andere durch die Verschuldung.“
Adam Smith (1723-1790), Ökonom und Moralphilosoph
„Ergib dich nicht der Stimmung dessen, der dich beleidigt, und folge
ihm nicht auf den Weg, auf den er dich schleppen möchte.“
Marc Aurel (161-180): Römischer Kaiser, letzter Stoa-Philosoph
„Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.“
Karl Kraus
„Politik ist die Unterhaltungsabteilung der Rüstungsindustrie.“
Frank Zappa
„Ich habe keinen Ärger mit dem Vietkong. Kein Vietkong hat mich
jemals einen Nigger genannt.“ Muhammad Ali, Boxchampion,
zu seiner Weigerung, zum US-Krieg in Vietnam einzurücken / 1965)
„Der deutsche Faschismus brauchte sechs
Jahre, um 56 Millionen Menschen umzubringen. Der Neoliberalismus schafft das locker
in gut einem Jahr“
Jean Ziegler, Vizepräsident des UN-Menschenrechtsrats (10/2012)
„Die EU ist
eine jämmerliche Großmacht, geführt von einer
ganz mediokren Kommission, die keinerlei kollektiven Willen
zeigt, im Mittleren Osten politisch tätig zu werden.“
Jean Ziegler (8/2015)
„Bush is black. Obama
ist der dritte Präsident Bush.“
Dave Dictor,
Leader der US-Punkband MDC (7/2015)
„Die Einmischung deutscher Richter in die
politische Debatte hat jetzt schon sichtbare Folgen: Aus Muslimfeinden werden ‚Islamkritiker‘,
als handele es sich um eine wissenschaftliche Disziplin. Statt Neonazi
oder Rechtsextremist schreibt man lieber juristisch unverfänglich ‚Rechtspopulist‘. Und aus Rassisten könnten, wenn der Trend der deutschen Rechtsprechung anhält, demnächst ‚Ausländerskeptiker‘
werden.“
Knut Mellenthin
(jW / 11.8.2015)
„Erst die Griechenlandkrise, dann die VW-Krise, es folgte die Flüchtlingskrise, jetzt die
Terrorkrise. Die Geschwindigkeit, mit der eine Krise die andere ablöst, nimmt bedenklich zu, die Aufmerksamkeit für ältere Krisen schwindet entsprechend. Sie scheinen medial ausgereizt.
Und so entsteht der Eindruck, die alten Krisen seien gelöst – schließlich sind sie ja nicht mehr in den Medien.“
Alexander Kritikos (FR / 30.11.2015)
„Denkfaulheit, Feigheit, Rechtschreibschwäche und Internetanschluss
– das ist in diesen Zeiten oft eine unglückliche Kombination.“
Frank-Markus Barwasser
(Kabarettist „Erwin Pelzig“) / 2016
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Wiederholung
„ … Nur weil das Wort vom Krieg vermieden wird, ist der Krieg schließlich noch nicht
vermieden. Aber die nüchterne Analyse des kata- strophalen Scheiterns der letzten militärischen Anti-Terror-Missionen –
das endlose Debakel in Afghanistan oder der Krieg am Ende des Krieges im Irak – sollte schützen vor jener hypermoralisierten Idee vom Krieg als Instrument der Befriedung. Was den gegenwärtigen
Diskurs über einen Krieg in Syrien so fragwürdig macht, ist keineswegs die Dominanz militärischen Denkens, sondern die geradezu spektakuläre Abwesenheit militärischer Argumente. Es scheint, als seien
derzeit die Befürworter eines Krieges gerade dort überproportional vertreten, wo es an militärisch-strategischer Kompetenz mangelt.“
Carolin Emcke (SZ-Gastkolumne /
5.12.2015)
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Ja, so ist sie / die
SPD.....
Ich bin dafür und bin dagegen.
Ich sag mal ja – und dann von wegen.
Ich rufe Hüh und auch mal Hot,
Ich geh mal langsam und mal flott.
Ich bin fürs Gestern und fürs Heute.
Ich bin für Wohlstand aller Leute.
Ich schaff viel Armut mit Hartz Vier.
Ich bin erst anti, dann dafür.
Ich bin für Frieden, klar: durch Krieg.
Ich bin für Rückzug und für Sieg.
Ich bin für Himmel und für Hölle.
Ich steh für Null und alle Fälle.
Ich liebe Hitze, doch auch Eis.
Ich bin für Weizen und für Mais.
Ich bin für Mensch und auch für Tier.
Trink längst Champagner, mag auch Bier.
Zähl aufs Vergessen meiner Wähler.
Bin drum der Lüge bester Hehler.
Ich spiel Partei für jedermann,
Damit mich jeder wählen kann.
Helmut Eckert
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Reicher Mann und armer Mann
Standen da und sahn sich an.
Und der Arme sagte bleich:
Wär ich nicht arm, wärst Du nicht reich.
Bertolt Brecht
Unsre Herrn, wer sie auch
seien,
sehen unsre Zwietracht gern,
denn solang sie uns entzweien,
bleiben sie doch unsre Herrn.
Bertold Brecht
„Am sympathischsten sind mir die Leute
deren Bekanntschaft mir erspart geblieben ist.“
Wiglaf Droste
"Die Öffentlich-Rechtlichen machen sich in jede Hose,
die man ihnen hinhält, und die Privaten senden das,
was darin ist."
Dieter
Hildebrandt
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GroKo-EU nach
Merkel-Schäuble-Gabriel
Schäuble im Juli 2015 erstmals vor Merkel an der Spitze der
Popularitätsskala deutscher Demoskopen
"Schäuble ist korrupt (siehe seine schwarzen Koffer) - und er genießt
im Zusammenhang mit seinem Altersstarrsinn und seiner Ideologie-Verbohrtheit die Macht. Dieser Mann gehört abgesetzt - sofort!
Die Idee eines vereinten Europas kann uns schnuppe sein. Schon immer.
Es ist viel wichtiger, dass wir mit den verschiedenen Völkern glücklich nebeneinander wirtschaften und leben können. Der Kapitalismus aber
lässt das nicht zu - das müssen wir doch nach Hunderten von Jahren endlich begriffen haben!
Solidarität mit Griechenland und allen Völkern, die unter der Knute
der Finanzverbrecher leiden müssen. Proletarier aller Länder vereinigt euch!"
Quelle: Der Freitag / Posting von comparse, 27.7.2015
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Verseuchte
Sprache
Der Neoliberalismus hat mittlerweile die Sprache geprägt, und viele fallen darauf hinein: Merkel
und Schäuble retten Griechenland, so sagen uns viele Medien, dabei haben sie die Banken gerettet. Die
Politik der Haushaltskürzungen nennen die Neoliberalen Reform-politik und Sparen, beide Begriffe sind in unserem Sprachgebrauch positiv besetzt, dabei stehen sie ausschließlich für Sozialabbau. In
München werden Wohnungen für Millionen Euro erworben und bleiben leer stehen; sie dienen der Kapitalanlage. Dafür ziehen immer mehr Menschen weit weg, dahin wo die Mietpreise noch halbwegs erträglich
sind. Im privatisierten Teil des Gesundheitswesens werden Kapital-anleger mit 16-prozentiger Rendite bedient - Krankenschwestern und Helfer hingegen unter Tarif bezahlt. Die jungen Leute, die eine
Vier- Tage-Woche fordern, haben verstanden, dass uns die Produktivitäts- steigerungen schon seit lange stattliche Arbeitszeitverkürzungen erlauben würden. Bezeichnend, dass Sebastian Schoepps
Reflektinoen über den Bedeutungswandel von Sprache im Neoliberalismus auf SZ Seite 45 stehen. Warum nicht auf Seite1?
Ludger
Elmer, Weichs (SZ, 20.8.2015)
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"Es gibt viele Arten zu töten. Man kann einem ein Messer
in den Bauch
stechen, einem das Brot entziehen, einen von einer Krankheit nicht heilen,
einen in eine schlechte Wohnung stecken, einen durch Arbeit zu Tode
schinden, einen zum Suizid treiben, einen in den Krieg führen usw. Nur
weniges davon ist in unserem Staat verboten.“ Bertolt Brecht
„Es lebt ein Geschlecht auf Erden, das Geschlecht derer, die sich nie
umblicken, die nicht leiden, die nicht lieben, die nicht krank werden.
Es ist ein Geschlecht aus Diamant. Und es zerschneidet das Geschlecht
aus
Glas.“
Jean
Cocteau (‚Die große Kluft‘)
“Das Lügen von oberster Stelle bleibt der Modus operandi der
US-Politik,
zusammen mit Geheimgefängnissen, nächtlichen Operationen von
Spezialeinheiten, dem Ignorieren der Kommandokette und Ausschluss
aller derer, die Nein sagen könnten.”
Seymour Myron Hersh (US-Investigativjournalist, Pulitzerpreisträger)
„Das ständige Nachwachsen des guten Glaubens – das ist das Einzige,
worin die Deutschen den anderen wirklich genial überlegen sind.“
Robert Neumann in seinem Roman „Der Tatbestand“
„Ich diskutiere nicht – ich belehre. Ich habe keine Gedanken – nur
Kenntnisse.“
Joseph Roth live
(bezeugt von Friedrich Torberg)
„Ja, es ist schlimm. Da beschließt die griechische Regierung erste unbedingt
nötige Hilfsmaßnahmen für die Ärmsten, und dann sitzen in Brüssel die
Herrschaften beisammen und erregen sich, und der brutalst dümmliche
Schulz (SPD) reißt das Maul auf: Das ist nicht abgesprochen! Was heißt:
Das ist nicht erlaubt! Und sie alle zusammen merken gar nicht mehr, wie
weit sie sich von jeder Mitmenschlichkeit, von jedem Humanitätsgedanken
überhaupt entfernt haben. Die Wut treibt Tränen in die Augen.“
@
Medienstachel / 20.3.2015
„Eine Haltung haben. Dafür gerade stehen. Ein Opfer bringen.
Klingt alles staubig, jaja. Aber nichts macht einen größer als das.“
Holger Gertz / Nachruf auf Mohammad Ali - SZ, 6.6.2016
„Wer gegen
rechts kämpfen will, muss links stehen.“
Erik Marquardt / Mitglied des Parteirats von B'90/DIE GRÜNEN,
zur Arbeit am Bundes-Wahlprogramm seiner Partei 2017
„Das kleinere Übel“ ist die Ausrede der Mitläufer.
Schlimmeres verhindert hat es nie, herbeigeführt
immer.
Hermann Gremliza / "Haupt- und Nebensätze"
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Schämen Sie sich, Herr Gabriel!
Von der CDU ist man ja einiges gewöhnt. Von der SPD etwas weniger, weil
sie in den letzten Jahren zu dem Drama, das sich in Europa und besonders in
Südeuropa abspielt, ja zumeist schweigt. Jetzt aber hat der SPD-Vorsitzende Griechenland im Schäuble-Duktus ermahnt, „Reformen“ durchzuführen. Laut Spiegel-Online sagte er (höchst passend) der
BILDzeitung: “Ein drittes Hilfs- paket für Athen ist nur möglich, wenn die Reformen auch umgesetzt werden.
Wir können nicht einfach Geld dorthin schicken.”
„Die Reformen“– so etwas im Zusammenhang mit Griechenland zu sagen,
ist eine grandiose Unverschämtheit. Man kann nur wiederholen, was wir vor kurzem dazu gefragt haben: Die Löhne um 25 Prozent zu senken ist keine Reform, oder?
Das Ergebnis der wichtigsten Reformen: Die Reallöhne pro Stunde in Grie- chenland sind in Euro auf der rechten Skala (einmal mit Verbraucherpreisen, einmal mit Produzentenpreisen gerechnet)
aufgezeichnet, auf der linken Skala befindet sich die Arbeitslosigkeit. Die wichtigste Forderung an Griechenland
von der sog. Großen Koalition, aber auch der vorherigen Koalition in Deutsch- land war: das Land dazu aufzufordern, durch einen „flexibleren“ Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig zu werden. Von der Troika
wurde folglich mit der Billigung Deutschlands enormer Druck auf die dortigen Löhne ausgeübt. Der war dann „erfolgreich“, denn es kam zum starken absoluten Absinken der Reallöhne. Sie sanken ab 2009
von 15,50 Euro bis 2014 auf 12,70 Euro aus Sicht der Verbraucher und noch stärker aus dem Interesse der Produzenten.
Heiner Flassbeck auf Flassbeck-Economics
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Umdenken. Die bundesdeutschen Medien gehen unverzagt davon
aus, dass alle DGB-Gewerkschafter/innen die Einheit der Arbeitenden im
Lande, zumindest jedoch ihres Betriebs oder ihrer Branche und deren Schutz
vor Gewalttaten des Kapitals verfolgen. Doch sind nicht die Zustimmung zu
den Hartz-Gesetzen, die Nationale Plattform Elektromobilität, die Tarif- abschlüsse der letzten 15 Jahre, der freiwillige Verzicht auf gleichen Lohn auch für Leih- arbeit, die
Transfergesellschaften mit DGB-Personal als Trägern und Tausende weitere Verhaltensbeispiele Beleg dafür, dass ganz große Teile der Betriebsräte, der Gewerkschaftsbürokratie und gewerkschaftlichen
Aufsichts- räte fest mit dem Kapital verbunden sind? Wenn dem so ist, dann bedeutet Einheitsgewerkschaft die sklavische Unterordnung unter dessen Politik. Das
sog. „Tarifeinheitsgesetz“ ist die Belohnung der DGB-Mächtigen für ihre Super-Politik im Interesse von Staat und Kapital. Wir gehörten vor 30 Jahren derselben Partei an und haben an die
Aktionseinheit im DGB geglaubt. Das war schon damals irrig. Hohe Zeit zum Umdenken!
Herbert Thomsen, Bremen
10 Jahre IG-Metall-Aktivist bei einer
Großwerft
Es ist immer wieder bemerkenswert, dass die Sorge um den
großen
Kuchen nur dann aufkommt, wenn sich die Arbeitnehmer ein größeres Stück erkämpfen wollen. Wenn die Unternehmen ihre Gewinne steigern, wenn die Aktionäre Coupons zur Bank tragen, wenn für Leute, die
die Arbeit machen,
nur Krümel bleiben, beklagen sich unsere Zeitungen nicht darüber.
Jakob Augstein auf SPON.
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„Das Fernsehprogramm am Samstagabend ist der Beweis dafür,
dass der Hirntod nicht das Ende des Lebens ist.“
Kabarett „Herkuleskeule“, Dresden
Lady Astor, eine erklärte Verehrerin Hitlers, stichelte einst gegen Winston Churchill: „Wenn Sie mein Ehemann wären, würde ich
Ihren Tee vergiften.“ Churchill erwiderte: „Wenn ich Ihr Ehemann wäre, würde ich ihn trinken.“
Quelle: SZ-Streiflicht / 17.2.2016
„Der Karneval kennt keine Selbstkritik. Ich habe mal im Rahmen einer TV-Sendung einen türkischen
Karnevalsverein gegründet. Das wurde sehr, sehr ernst genommen. Sogar noch, nachdem wir die Sache aufgelöst hatten. Es wurde nicht verstanden, dass man so etwas wie einen Karnevalsclub auch
mal nicht so ernst nehmen kann. --- Karneval ist reaktionär. Man kann dem eigentlich nichts Lustiges abgewinnen. Karneval fällt eher in die Kategorie „bizarres Volksfest“ Der Humorprofi ist vom
Karneval eher angewidert. --- Deutsche Comedy ist der Versuch, mit den Mitteln des Karnevals Kabarett zu machen.“
Jan Böhmermann (TV-Moderator &
Nightshowmaster)
„Störend fürs Image der jetzt so leidenschaftlich für gerechte Frauenlöhne auftretenden SPD: Die
Partei ist Hauptverantwortliche für ein Heer mehrheitlich weiblicher Unterbeschäftigter, die in der Statistik für die Konstruktion des deutschen Jobwunders herhalten müssen.“
Jana Frielinghaus (jW – Der schwarze Kanal /März 2015)
Bund und Sachsen: „In beiden Koalitionen hat die SPD im Kindersitz der Regierungslimousine Platz
genommen. Ab und zu gibt es dann mal einen Schnuller von der Mutti. In dieser selbstgewählten Rolle steht die SPD in der Gefahr, von einer Volks- zu einer Funktionspartei zu mutieren. Der CDU beim
Regieren zu helfen, ist eine Strategie zur Verzwergung der SPD. Sie wird so die Entfremdung von ihren Wählern kaum rückgängig machen können. Und es ist auch keine Strategie, um aus dem Tal der Tränen
herauszukommen, in das sie durch das Basta-Eigentor der Agenda 2010 geraten ist. Diese Agenda und die uneingeschränkte Solidarität mit den USA, der Irrweg Afghanistan und der Drohnenkrieg von
deutschem Boden – das lastet seit Gerhard Schröder wie eine schwere Grabplatte auf der SPD.
Karl Nolle (SPD-MdL in Sachsen, wirtschaftspolitischer
Sprecher,
Obmann in U-Ausschüssen zum „Sachsensumpf“/ jW-Interview)
„Es gibt Ungeheuer, aber sie sind zu wenige, um wirklich gefährlich werden
zu können. Gefährlich – das sind die ganz normalen Menschen.“
Primo Levi (zum Grauen über die Shoa und ihre Funktionäre)
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„Das Gerichtsverfahren gegen Oskar Gröning ist eine späte
Genugtuung
für die Opfer und eine Aufarbeitung ihres Leids. Es ist aber vonseiten der
deutschen Justiz und des Staates verlogen, einen SS-Buchhalter in sehr
hohem Alter anzuklagen – hingegen:
Ehemalige hochrangige Nazis wie Kurt Georg Kiesinger, Hans Globke,
Hanns Martin Schleyer, Hans Filbinger konnten politische Karrieren machen.
Von den Unternehmerfamilien Quandt, Flick, Porsche, Bohlen-Halbach zu
schweigen, deren Erben heute noch von in der Nazizeit „erworbenen“
Vermögen profitieren und daraus seit Jahrzehnten großen wirtschaftlich-
politischen Einfluss beziehen.
Nach dem Raketenbauer Wernher von Braun sind Straßen benannt, nach
Hitlers Weltkriegsgeneral Erwin Rommel Kasernen. Es ist einfach Heuchelei,
wenn die Abarbeitung der Nazi-Verbrechen an den Grönings oder Demjanjuks
stattfindet, doch anderes NS-Personal mit viel größerer Befehlsgewalt später
Karrieren machte, sogar Staatsbegräbnisse bekam. Oder deutsche Industrie-
konzerne eine Entschädigung von Zwangsarbeitern so lange hinauszögern
konnten, bis möglichst wenige Betroffene noch am Leben waren.
Unglaubwürdig. Zweierlei Maß. Zum
Schämen.“
Markus Meister, Kassel
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USA - Die größte “Show on
the road”
„Die USA unterstützten - und in vielen Fällen erzeugten sie - jede rechte Militärdiktatur in der Welt nach
Ende des 2. Weltkrieges. Ich verweise auf Indonesien, Griechenland, Uruguay, Brasilien, Paraguay, Haiti, Türkei, Philippinen, Guatemala, El Salvador, und natürlich Chile. Der Terror den die USA in
Chile 1973 ausgelöst haben kann nicht vergessen gemacht und niemals vergeben werden. Hundertausende fanden den Tod in all den Ländern. Hat es sie gegeben? Und sind all die Fälle der US-Außenpolitik
zuzuschreiben? Die Antwort ist ‚Ja‘, sie hat es gegeben und sie sind der amerikanischen Außenpolitik zuzuschreiben. Aber Sie wissen es nicht. Es ist nie passiert. Nichts ist jemals passiert. Selbst
während es passierte, war es nicht passiert. Es spielte keine Rolle. Es war nicht von Interesse. Die Verbrechen der USA waren systematisch, fort- während, brutal, unbarmherzig, doch nur wenige
Menschen haben eigentlich darüber geredet. Das müssen Sie Amerika lassen. Es hat eine eiskalte Macht- manipulation ausgeübt, maskiert als Kraft fürs allgemeine Wohl. Ein brillanter, gar gewitzter,
hoch erfolgreicher Akt der Hypnose. Ich sage Ihnen, die USA
sind zweifelsohne die größte ‚Show auf der Straße‘. Brutal, kalt, höhnisch und unbarmherzig, aber auch sehr clever.“
Harold
Pinter, britischer Literatur-Nobelpreisträger 2005 in seiner
vom Mainstream unterdrückten Preisrede.
Zum Obigen:
Wem fallen da nicht die heute unter USA-Kontrolle „nicht passierten“
ermordeten Russen im Donbass, die „nicht passierten“ Toten vom Gewerkschaftshaus in
Kiew oder die Verbrannten von Odessa ein? Die NATO-Medien schweigen. Der Schrift-steller Gerhard Zwerenz brachte es 2009 treffend auf den Punkt: „Wieso
brauchen wir Astronomie, wenn Astrologie gefragt ist?“ --- Dies ist der Gegner, mit dem es Russland zu tun hat. Wenden wir uns den aktuellen Erscheinungsformen des US-NATO-Imperialismus als Paten der
aggressiven Russophobie und des NATO- Ukro-Faschismus der Jahre 2014/2015 zu. Die Beweise für den faschistischen Charakter des Umsturzes und die in der Ukraine herrschende Paranoia sprengen den
Rahmen des Themas. Sie sollten in Verbindung mit der Ukro-Faschismus-Leugnung in Deutschland zum Thema werden.
„Hinter der Fichte“ / 13.5.2015
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Panzer zu Rollstühlen
...
...
oder Warum Wolfgang Schäuble aus der EU
ausgeschlossen werden muss
Von Wiglaf
Droste
Was am 11. und 12. Juli 2015 beim sogenannten EU-Gipfel geschah, kommt
einem Coup gleich, einem Staatsstreich. Vernunftbegabte Menschen aus sehr unterschiedlichen politischen Richtungen sehen das so. In einem Kommentar in der New York Times vom 13. Juli 2015
nannte der US-amerikanische Wirtschafts-nobelpreisträger Paul Krugman die Haltung der EU gegenüber Griechenland »verrückt«. Es handele sich dabei um »schiere Rachsucht, in kompletter Zerstö- rung
nationaler Souveränität, ohne Hoffnung auf Abhilfe«. Krugman schrieb weiter, die Erpressung Griechenlands sei »vermutlich als Angebot gedacht, das Griechenland nicht annehmen kann –
nichtsdestoweniger ist es ein grotesker Verrat an allem, wofür das europäische Projekt eigentlich stehen sollte. Auf eine Art ist die Wirtschaft dabei fast zweitrangig. Aber lasst uns darüber im
Klaren sein: In den vergangenen Wochen haben wir gelernt, dass Mitglied der Euro- Zone zu sein bedeutet, dass die Gläubiger deine Wirtschaft vernichten können, wenn du aus der Reihe
tanzt«.
Krugman ist ein Klugmann – und bleibt unerhörterweise ungehört. Freund Friedrich mailte mir, was im Abschlusspapier vom 11./12. Juli 2015 zu lesen ist:
»The government needs to consult and agree with the Institutions on all draft legislation in relevant areas with adequate time before submitting it for public consultation or to Parliament.« Die
griechische Regierung muss alle relevanten Gesetzesentwürfe den »Institutionen« vorlegen und sich genehmigen lassen, bevor sie überhaupt bekanntwerden.
Man muss nicht in jede Kerbe hauen, die sich bietet, aber hätte es eine Nazi- Besatzungsmacht inhaltlich sehr viel anders angelegt? Was deutsche Panzer
und die Waffen-SS nicht schafften, das will der deutsche Rollstuhlkommandant Wolfgang Schäuble zu Ende bringen; Schäuble war der erste deutsche Politiker
im Ministerrang, der die nationalsozialistische Wahnvorstellung von der
»Festung Europa« wieder öffentlich in den Mund nahm.
Deutsche Besatzer kommen nicht mehr im Panzer, sondern im Rollstuhl.
Für Klippen oder Treppen, die sie versehentlich hinabsausen könnten,
haben Natur und Architektur in ausreichender Menge gesorgt. A Dieux, EU.
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Oskar Lafontaine:
Wertegemeinschaft? Heuchlergemeinschaft!
Präsident Obama hat Kanzlerin Merkel gelobt, weil Deutschland so viele
Flüchtlinge aus Syrien aufnimmt. „Kohls Mädchen“ wird sich gefreut haben.
Welch eine Heuchelei. Die USA haben den Vorderen Orient in Brand gesetzt.
Sie haben Saddam Hussein aufgerüstet, sie haben die Taliban und Al-Kaida
mit Waffen versorgt, sie haben im Verein mit Saudi Arabien und Golfstaaten
den Islamischen Staat aufgebaut. Es ist Zynismus und Heuchelei wenn der
Drohnenmörder Obama Deutschland für die Aufnahme von Flüchtlingen
aus Syrien dankt. Wie lange müssen wir warten, bis wir in Deutschland eine
Regierung haben, die den USA den blinden Gehorsam verweigert, keinerlei
Unterstützung für Ölkriege gewährt und fordert, dass die USA die Kosten
für die Unterbringung der Kriegsflüchtlinge zu tragen haben?
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SPD – Gesinnungslosigkeit ist Trumpf
Vorratsdatenspeicherung, Griechen-Bashing, Flüchtlingspolitik,
Ausländer-Maut, Betreuungsgeld, Privatisierung, NSA–BND,
Drohnen, Russland, Ukraine, Streikrecht, TTIP usw. usf.
Erkenntnis des geblendeten Grafen Gloster
in Shakespeares KING LEAR:
„Das ist die Seuche dieser Zeit: Verrückte führen
Blinde.“
(„Tis the times plague, when madmen lead the blind“).
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Führungsstärke
Das Bundesministerium der Soldaten
ist dazu da, in der Welt zu siegen.
Jetzt hat es Millionen Euro verbraten
für Drohnen, die leider gar nicht fliegen.
Die Opposition ist hocherfreut
ob der Massen vergeudeter Steuern.
Sie sieht in der Causa die Möglichkeit,
den Bewaffnungsminister zu feuern.
Der Militärminister hingegen beklagt
diese Pleite und äußert Verdruss.
Aber ihm hat halt niemand Bescheid gesagt,
weshalb er auch nichts verantworten muss.
Der Kriegsminister kennt seine Pflicht.
Er erfüllt sie korrekt und gediegen.
Wenn aber gar keiner mit ihm spricht,
wie soll er wissen, ob die Drohnen fliegen.
Zurücktreten will der Mann mitnichten,
versichert jedoch, dass er sich drum bemüht,
dass seine Leute ihn künftig unterrichten,
was in seinem Hause so alles geschieht.
Denn wenn mal der Feind vor den Türen steht,
stark entschlossen zu ernstem Gefecht,
und man dem Chef nicht sagt, worum’s geht,
das wär’ ihm dann auch nicht recht.
Günter
Krone / jW
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100 Jahre 1914
Der deutschen Sozialdemokratie gewidmet
Erfahrung und Intuition
sagen mir: Deutsche Nation
will schon lange wieder dahin
(das hab ich im Instinkt und Urin),
wo es danach hienieden
nur Krieg gibt und keinen Frieden.
Wiglaf Droste
(bewiesen 30.11.2015)
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Der Freitag – Wochenzeitung – Herausgeber Jakob Augstein
zum Kandidatenvorschlag von SPD-B’90-Grüne
zum Amt des Bundespräsidenten – Februar 2012
Wendiger Pastor
Die Wetterfahne von Pastor, Bürgerrechtler und Aktenverweser Gauck hat
sich nach der verlorenen Wahl von CDU/CSU in den rosarotgrünen Wind gedreht. In den wenigen Monaten verbleibender Amtszeit erwartet er nichts mehr von den Verlierern, wohl aber einen pompösen
Abschied von den gegen-wärtig Regierenden. Er fühlt sich von Rosarotgrün derart beschützt und in
ihrem politischen Bett unangreifbar, dass er öffentlich gegen Kohl Front macht. Undenkbar vor wenigen Monaten. Da gerierte er sich noch in schleimiger Servilität. Charakterlump nannte man früher
jemanden, der sich borniert, undankbar und selbstsüchtig gegen die wendet, die ihn einst förderten. Dabei hätte er allen Grund, zitternd zu schweigen; denn das Terpe-Dossier (Freitag,
21.4.2000) ist für ihn voller Brisanz.
Das hatte er mit Angstschweiß auf Stirn und Rücken bereits nach dem Abdruck der Akte in der "Welt" vom 23. April 1991 erkannt. Er musste befürch- ten, dass sich die Akte auch
anderen erschloss. Doch West-Lesern blieb sie unzugänglich. Denen fehlten DDR-Intim-Kenntnisse. Ost-Leser indes wurden zum Terpe-Papier nicht gehört oder als Regime-Anhänger mit der Unterstellung
abgetan, den ehrbaren Bürgerrechtler Gauck ans Messer liefern zu wollen. Gauck konnte aufatmen. Und sich vehement für den Passus im Stasi-Unterlagengesetz einsetzen, dass Opferakten nur mit
Zustimmung der Opfer an Journalisten, Historiker etcetera herausgegeben werden dürfen. Wer aber legt fest, wer Opfer und Täter ist? Die Gauck-Behörde. Es ist hohe Zeit, über all das intensiv nach-
zudenken, was mit dem unseligen DDR-Stasi-Erbe zusammenhängt.
Seitdem ich die Demaskierung Gaucks in der Welt vom 23. April 1991 gelesen habe, weiß, sage und schreibe ich: Das Terpe-Papier reicht aus, ihn wie Tausende andere
aus dem Öffentlichen Dienst zu verbannen. Gauck mit dem Stasi-Namen "Larve" ist nach Maßstäben seiner Behörde ein Täter. Ein von der Stasi über- prüfter Täter, wie Stasi-Berichte über Gauck belegen.
Daß Gauck im Öffentlichen Dienst verbleibt, wird im Osten als Ungerechtigkeit gewertet und missbilligt. Sonderschutz für einen willigen Vollstrecker ist eine harmlose Beschreibung dieses
Umstandes.
Anmerkungen des Ostlers Peter Michael Diestel – als letzter DDR-Innen-minister sicher auch Kenners der Materie zum Dossier von MfS-Hauptmann Terpe über
seine Begegnung mit Larve/Gauck am 28. Juli 1988:
Gauck erklärte nach der Wende in der FAZ, die auch für ihn zuständige mecklenburgische Kirchenleitung habe vor der Wende jegliche Kontakte zur Stasi untersagt. Über eine
ihn betreffende Ausnahmeregelung teilte er nichts
mit. Fand sein Treffen mit dem Stasi-Offizier also ohne Zustimmung seiner vorgesetzten Kirchenbehörde, demzufolge konspirativ statt? Der Stasi-Mann hatte sich am Abend vor dem Treffen telefonisch
gemeldet - informierte Gauck sofort seine Kirchenleitung, den Landesbischof? Gauck hat dem MfS-Mann weitere Gespräche in Aussicht gestellt. War sein freundliches Anerbieten von
der Kirchenbehörde gedeckt? Gauck kündigte an, er werde von dem Gespräch mit Terpe den Landesbischof informieren. Fand dies statt? Wenn ja, mit welcher Erwiderung vom Landesbischof? Existiert ein
kirchliches Papier, das Auskunft über das Treffen Gauck-Terpe gibt?
Warum fand das Treffen in Gaucks Wohnung und nicht in einem Dienst-zimmer der Kirche statt?
Pastor Gauck erklärte dem Hauptmann Terpe, er sei nicht gewillt, "mit
nicht kompetenten Mitarbeitern des MfS Gespräche zu führen", er werde sich von vornherein verbieten, "mit einem kleinen Leutnant des MfS zu sprechen". -
Das scheint mir nicht die Sprache eines Widerständlers zu sein, sondern die
eines Mitmachbereiten. Mit "kleinen Mitarbeitern" lassen sich "große Dinge" nicht besprechen.
Bei vielen MfS-Mitarbeitern glaubt Gauck neurotische Züge zu erkennen,
klärt er Terpe auf. Mit wie vielen Stasi-Leuten pflegte der Pastor Umgang, um sich ein solches Urteil bilden zu können?
Ausführlich sprach Pastor Gauck über den Kirchentag in Rostock - mit Billi- gung seiner Kirche, seines Bischofs? Hatte Gauck in Vorbereitung des Kirchen- tages mit der Stasi zu
tun? Mit Zustimmung der Kirche und des Bischofs? Existiert darüber bei der Kirche ein Papier? Weitere bei der Stasi?
Pastor Gauck rühmte den Dialog zwischen Christen und Marxisten, wie er
mit Vertretern des Bereiches Marxismus/Leninismus auf dem Rostocker Kirchen- tag stattfand, und sprach sich für dessen Weiterführung aus. Er bedauerte, dass der SED-Chefideologe Reinhold daran nicht
teilgenommen hatte. - Da wird kein standfester Bürgerrechtler oder Dissident erkennbar, vielmehr einer, der sich der anderen Seite anbiedert.
Pastor Gauck wünschte sich für die DDR stabilisierende Veränderungen Gorbatschowscher Art. Er befürchtete, dass sich die positiven Zielsetzungen der DDR sonst nicht realisieren
lassen. Gauck als DDR-Stabilisator.
Gauck führt seine BRD-Reisen an. - Warum und wofür erhielt er diese Ver- günstigung durch die DDR-Behörden? Millionen wollten reisen und durften nicht.
Großen Raum nahm im Gedankenaustausch Gauck-Terpe das Problem DDR-Übersiedler ein. Terpe: "Gauck äußerte, dass er selbst in seiner Gemeinde dahingehend wirksam werden will, dass er
die ihm dort bekannten Übersied-lungsersuchenden durch Gespräche, mehrmalige Gespräche beeinflussen will, damit sie in der DDR bleiben." Terpe dankte dafür. - Deutlicher kann man eine
Zusammenarbeitsbereitschaft kaum formulieren. Pastor Gauck nahm im Sinne des MfS, der SED, des Staates Ausreisewillige an die Brust.
Pastor Gauck beschimpfte ausreisewillige junge Angehörige der Intelligenz wie auch Ärzte und Jugendliche, sie besäßen "nur eine Unterentwicklung im Punkt Heimatgefühl". Das
Verschweigen politischer Gründe kann als Demuts-haltung gegenüber dem MfS-Hauptmann gewertet werden.
Hauptmann Terpe dankte Pastor Gauck "für seine Initiativen und für seine langfristig gute Zusammenarbeit". Ausdrücklich verwies der Stasi-Mann darauf, dass er nicht nur persönlich
dankt, sondern dass der Dank vom Ministerium für Staatssicherheit insgesamt kommt. - Wofür, Herr Gauck? Allein eine Passage dieser Art hat ausgereicht, Tausende Menschen aus ihrer Berufs- und Lebens-
bahn zu werfen.
Pastor Gauck erklärte, das Gespräch mit Hauptmann Terpe habe ihn ange- nehm überrascht, es habe ihm viel gegeben. Er glaube, "dass das MfS einen echten positiven Beitrag zur
Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft einbringen wird" - Auch diese Passage wäre anderen zum Verhängnis geworden.
Gauck bot dem MfS-Mann Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Ökologie an. Dies war für die Partei- und Staatsführung der DDR ein besonders sensibler politischer Bereich, in dem der
gefürchtete Einfluss der Grünen aus der BRD vermutet wurde. Gaucks Anerbieten dürfte vom MfS zur Kenntnis genommen worden sein.
MfS-Hauptmann Terpe teilte Pastor Gauck mit, dass ihn seine in die BRD übergesiedelten Kinder ab sofort besuchen dürfen. - Solch ein Privileg vergab
der Staat nicht ohne Gegenleistung. Ein Klient von mir, der als Jugendlicher die DDR verlassen hatte, wurde verhaftet, als er seine Mutter in Ost-Berlin besuchen wollte. Er wurde anderthalb Jahre ins
Gefängnis gesteckt, bis ihn dann die Bundesrepublik mit Hilfe von Professor Vogel freikaufen durfte. Geldleistung der BDR - welche Leistung bot Gauck?
Pastor Gauck fragte den Stasi-Mann Terpe, ob er etwas dagegen habe, wenn
er - Gauck - den Landesbischof über das Gespräch informiert - Gauck servil.
Wer vorhat zu unterrichten, fragt nicht, der teilt mit: Ich informiere.
Abschließend bat Pastor Gauck, Kontakt zu MfS-Hauptmann Terpe halten zu dürfen. Der Stasi-Mann gewährte die Bitte. - Notiz des Hauptmanns zur Aus-
wertung des Gesprächs: "Es wird vorgeschlagen, den OV ›Larve‹ zu archi-vieren und einen IM-Vorlauf anzulegen." Klartext: Stasi-Hauptmann Terpe war nach dem Gespräch davon überzeugt, Pastor Joachim
Gauck bald als Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) in den Reihen des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR
zu haben. Als willigen und fähigen Mitarbeiter, als Marxismus/Leninismus-Sympathisanten. Was nach Lektüre des Dossiers zu verstehen ist.
Inzwischen ist Gauck mit meinen für ihn brisanten Fragen konfrontiert worden. Keine einzige davon beantwortet er. Stattdessen wiegelt er ab und versucht, sich zu entlasten. Es läge
ein Operativer Vorgang über ihn vor, der weise ihn als Opfer und nicht als Täter aus. Damit reagiert Gauck so, wie es IM gemeinhin tun: Er leugnet seine enge Stasi-Verbindung. Zudem erklärt
Gauck,
er werde gegen meine Aussagen über ihn keine juristischen Schritte unter-nehmen. Wie sollte er auch. Wenn die Stasi-Akten bei ihm genauso wenig oder genau so viel lügen wie bei anderen, dann muss er
sich das gefallen lassen.
Wie immer rechnet Gauck damit, dass vor allem westliche Leser vieles aus dem Ost-Leben nicht entschlüsseln können. Deshalb einige Erläuterungen zum Operativen Vorgang, auf den
Gauck zu seinem vermeintlichen Schutz erneut verweist. Dabei stütze ich mich - für Gauck pikanterweise - auf Unterlagen aus seiner Behörde!
MfS-Chef Mielke erklärte im Zusammenhang mit der Aufgaben bezogenen Suche, Auswahl, Überprüfung und Gewinnung von IM: "Es geht also insgesamt darum, die Anstrengungen wesentlich zu
erhöhen, um unter operativ bedeut- samen Personen bzw. Personenkreisen Werbungen durchzuführen". Folgerichtig wurde in Richtlinie Nr. 1/79 für die Arbeit mit Inoffiziellen Mitarbeitern (IM)
und Gesellschaftlichen Mitarbeitern für Sicherheit (GMS) in § 4, Abs. 1 festgelegt: "Zur Erarbeitung von Ausgangsmaterial für die Gewinnung neuer IM sind alle politisch-operativen Arbeitsprozesse und
deren Ergebnisse planmäßig und ziel- strebig zu nutzen, insbesondere die Entwicklung und Bearbeitung Operativer Vorgänge ..."
Hauptmann Terpe schloss den Operativen Vorgang, nachdem die Stasi zu Gauck ein "gutes Verhältnis" hergestellt und seine Bereitschaft zur weiteren engen Mitarbeit festgestellt
hatte. Der MfS-Hauptmann schlug vor, einen IM- Vorlauf über Gauck anzulegen. Dazu stellt der § 1 (Grundsätze) der 1. Durch- führungsbestimmung zur erwähnten Richtlinie Nr. 1/79 fest: Personen, die
als IM-Kandidaten ausgewählt werden, sind IM-Vorläufe. Pastor Gauck, der sich als Widerständler und Bürgerrechtler feiern lässt, ein IM-Kandidat der Stasi!
Der IM-Vorlauf hatte nach Richtlinie 1/79, § 4, Abs. 1 u. a. "die Erarbeitung des Werbungsvorschlages" zur Aufgabe und sollte nach § 2, Abs. 2 in einer Akte "den Prozess der
Gewinnung als IM" darstellen und festlegen, welche Aufgaben "mit der vorgesehenen Gewinnung" gelöst werden sollen, welche "Einsatzmöglich-keiten zur Lösung von Aufgaben des MfS" bestehen. Schließlich
soll die IM-Vorlauf-Akte den "Bericht über die erfolgte Verpflichtung" enthalten. "Die Laufzeit der IM-Vorlauf-Akte wird auf neun Monate begrenzt."
Man lasse sich also auch nicht von Gaucks Ablenkungsmanöver täuschen,
die Stasi habe so und so viele IM auf ihn angesetzt. Eine solche Überprüfung
des IM-Kandidaten gehörte zu den Pflichtübungen des MfS!
Eine weitere Überlegung zum Spannungsfeld "Täter-Opfer", in dem sich Gauck als "Opfer" sieht. Schauen wir ins Stasi-Unterlagengesetz (StUG), in die heutige Bibel von Gauck. Wer
"Betroffener" und "Dritter" (mithin "Opfer") bzw. "Mitarbeiter" und "Begünstigter" (folglich "Täter") ist, erläutern die Begriffsbestimmungen dieses Gesetzes im § 6. Ob Personen Mitarbeiter,
Begünstigte, Betroffene oder Dritte sind, ist nach § 6, Abs. 8 gesondert festzustellen. Maßgebend für diese Feststellung ist, mit welcher Zielrichtung die Informationen in die Unterlagen aufgenommen
wurden. Mit anderen Worten: Allein die Sichtweise des MfS als aktenführende Stelle ist für die Zuordnung maßgebend. Die Stasi wollte - siehe Terpe - die Zusammenarbeit mit Gauck intensivieren und ihn
deshalb zunächst in den Status eines IM-Kandidaten erheben, um ihn schließlich als IM zu werben.
Das bedeutet nach StUG: Herr Gauck kann nicht - jedenfalls nicht ausschließ- lich, wie er es tut - den Status eines "Betroffenen" ("Opfers") für sich in Anspruch nehmen.
Übrigens schließt das StUG aus der "Betroffenen"-Kategorie "Begünstigte" (folglich "Täter") aus. Nach § 6 Abs. 6 StUG zählen zu den "Begünstigten" auch Personen, die vom MfS
wesentlich gefördert worden sind. Nicht nur sein vorgesehener IM-Einsatz klassifiziert Pastor Gauck mindestens als "Begünstig- ten" im Sinne des StUG. Mithin ist Gauck nach diesem Gesetz der
"Täter"-Seite zuzuordnen.
Kurzum: Der Einsatz von Gauck als IM war von der Stasi innerhalb einer überschaubaren Frist vorgesehen. Eine Kleinigkeit kam dazwischen: die Wende. Wendig wendete sich Gauck vom
Machtfaktor MfS ab und dem neuen Macht-faktor zu. Als wiederum dieser 1998 seine Wende erlitt, wendete sich Gauck wendig dem gegenwärtigen Machtfaktor zu. Wie bezeichnete man früher einen solchen
Charakter?
Unser Grundgesetz garantiert Gleichbehandlung vor dem Gesetz. Deshalb bleibe ich dabei: Gauck ein Opfer? Nein. Er gehört aus dem Öffentlichen Dienst entlassen.
Auf Wiedersehen, Herr Gauck!
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In memoriam Karlheinz
Deschner
⃰ 23. Mai 1924 Bamberg – † 8. April 2014 Hassfurt
Mancher Uhu meint, die Nacht komme seinetwegen.
Zur Liebe braucht man mehr Phantasie als Verstand, mehr Sinn
fürs Ganze als für Details und alle Leidenschaften zusammen.
Sicher an der Erlösung ist nur der Erlös daraus.
Heimat ist nicht dort, wo man wohnt, sondern wo man liebt und
geliebt wird.
Es gehört viel dazu, eine Brücke hinter sich abzureißen, wenn man
auch keine vor sich hat.
Für mich ist ein Unrecht, ein Verbrechen, vor fünfhundert, tausend, fünfzehnhundert Jahren
genauso lebendig und empörend wie ein
Unrecht, ein Verbrechen, das heute geschieht oder erst in tausend,
in fünftausend Jahren.
Wer in der Liebe Wunder erwartet, vergisst, dass der das größte
schon hat.
Je mehr Würde man für eine Sache aufwendet, desto würdeloser
ist sie gewöhnlich.
Fragt man sich doch, warum der Herr nur seinen Jüngern erschien
und nicht auch seinen Anklägern und Richtern, vor denen er den
Glauben an seine Auferstehung ja viel wirksamer hätte begründen
können.
Sowenig man die Liebe den Prostituierten anvertrauen darf, sowenig
die Religion den Pfaffen.
Viele, vielleicht die meisten Menschen scheuen sich, gröbsten Betrug
gerade auf dem für sie »heiligsten« Gebiet anzunehmen. Gleichwohl
wurde nie gewissenloser, nie häufiger gelogen und betrogen als im
Bereich der Religion.
Religionen sind Fertighäuser für arme Seelen.
Moderne Regierungen brauchen keine Hofnarren mehr.
Einziger Grund, warum ich kein Kommunist bin: die Kommunisten.
Der Grund, warum ich kein Christ bin: das Christentum.
Das Charakteristische des Politikers ist nicht, dass er für eine Partei
agitiert, sondern dass er für jede agitieren könnte.
Man hat auf dieser Welt nicht nur die Wahl, mit den Wölfen
zu heulen oder mit den Schafen zu blöken.
Moral - meist Predigt dessen, der nicht daran glaubt, für den,
der sich nicht darum kümmert.
Schicksal der Kirche? Kein Elefant verfault an einem Tag.
Es gäbe wenig Gläubige auf der Welt, kennten sie ihre
Glaubensgeschichte so gut wie ihr Glaubensbekenntnis.
Denken überzeugt Denkende. Darum überzeugt Denken selten.
Sie machen gute Minen zum bösen Spiel.
Sie überziehen wie Krätze die Welt und halten sich für die
Krone der Schöpfung.
Wer einen Krummstab tragen will, krümmt sich beizeiten.
Den Adel der Arbeit erfanden dieselben Kreise, die auch den
Segen der Armut erfunden haben.
Wer nicht denken kann, glaubt. Wer Angst vor dem Denken hat,
glaubt. Wer glaubt, denken zu können, glaubt. Das glauben fast alle.
Seit Einführung des Rettungsschusses drückt der deutsche Polizist
gern ein Auge zu.
Heutzutage gilt man schon als guter Christ, wenn man seinen Kirchenaustritt wiederholt verschiebt.
Wäre der Unglaube so ansteckend wie der Glaube, ginge es dann
nicht etwas glaubhafter zu auf der Welt?
Der
Glaube versetzt Zwerge.
Gott ist der einzige Herr der Welt, der weniger zu sagen hat
als
seine Diener.
Blinder Glaube? - Was sonst!
Wo Klerus herrscht, hat Kreuz kein Ende.
"Um Gottes Willen!" - bedeutet das je etwas Gutes?
Dass Glaube etwas ganz anderes sei als Aberglaube,
ist unter allem Aberglauben der größte.
Warum gehen kranke Päpste nicht nach Lourdes?
Je größer der Dachschaden, desto schöner und ungestörter
die Aufblicke gen Himmel.
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Wer aber immer lügt,
dem glauben Millionen ein Leben lang.
Aufklärung ist Ärgernis.
Wer die Welt erhellt, macht ihren Dreck deutlicher.
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Papst Eugenio Pacelli & Kardinal Joseph Frings (Köln) - Faschistenpartner-Kleriker beisammen.
Die Spruchblase spielt auf den Running-Gag in Ernst Lubitschs
Kultfilm To Be Or Not To Be an:
"Soso, man nennt mich also Konzentrationslager-Erhardt".
„Korrupt ist, wer für die Begünstigung von Personen und Institutionen
Geld oder geldwerte Vorteile nimmt oder gibt. Gerhard Schröder, Joseph
Fischer, Ronald Pofalla und all die anderen sind nicht korrupt, weil sie
darauf geachtet haben, den verdienten Lohn für ihre Verdienste erst nach
Ablauf ihrer Amtszeit zu kassieren. Journalisten hingegen, die ihr Leben
lang ein bisschen Meinung an den meistbietenden Verleger verkaufen, sind
nicht korrupt, weil es albern wäre, etwas anderes von ihnen zu erwarten,
und damit das Merkmal der Täuschung entfällt.“
Michael
Schilling in konkret / ‚welt & macht‘
Karl Kraus (1874-1936)
Österreichischer Publizist, Satiriker, Polemiker, Lyriker, Aphoristiker,
Kultur-, Literatur- und Sprachkritiker, Kriegsgegner, Journalismusverächter,
Herausgeber DIE FACKEL
"Der größte deutschsprachige Satiriker des 20. Jahrhunderts" (Alfred Pfabigan)
Politik ist der Freiraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Der
Skandal fängt an, wenn die Polizei ihm ein Ende macht.
In keiner Sprache kann man sich so schwer verständigen wie in der Sprache.
Wer andern keine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
Der Parlamentarismus ist die Kasernierung der politischen Prostuitution.
Es gibt Frauen, die nicht schön sind, sondern nur so aussehen.
Es gibt Männer, die man mit jeder Frau betrügen könnte.
Das Familienleben ist ein Eingriff in das Privatleben.
Sie sagte sich: Mit ihm schlafen ja - aber nur keine Intimitäten.
Ich stehe immer unter dem starken Eindruck dessen, was ich
von einer Frau denke.
Zur Vollkommenheit fehlte ihr nur ein Mangel.
Es reicht nicht, keinen Gedanken zu haben.
Man muss auch unfähig sein, ihn auszudrücken.
Dass einer ein Mörder ist, beweist nichts gegen seinen Stil.
Aber der Stil kann beweisen, dass einer ein Mörder ist.
Das Wort "Familienbande" hat einen Beigeschmack von Wahrhaftigkeit.
Die Verzerrung der Realität im Bericht
ist der wahrheitsgetreue Bericht über die Realität.
Nicht alles, was totgeschwiegen wird, lebt.
Künstler haben das Recht, bescheiden, und die Pflicht, eitel zu sein.
Wer das Lob der Menge gern entbehrt, wird sich die Gelegenheit,
sein eigener Anhänger zu werden, nicht versagen.
Geräusch wird störend nie empfunden,
weil stets es mit Musik verbunden.
Der Politiker steckt im Leben, unbekannt wo.
Der Ästhet flieht aus dem Leben, unbekannt wohin.
Es gibt Schriftsteller, die schon in zwanzig Seiten ausdrücken,
wozu ich manchmal sogar zwei Zeilen brauche.
Der eine schreibt, weil er sieht, der andere, weil er hört.
Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen?
Es gibt seichte und tiefe Hohlköpfe.
Ein Feuilleton schreiben, heißt: auf einer Glatze Locken drehen.
In zweifelhaften Fällen entscheide man sich für das Richtige.
"Würde" ist die konditionale Form von dem, was einer ist.
Man erkennt Deutschnationale daran, dass sie kein Deutsch können.
Man glaubt gar nicht, wie schwer es oft ist, eine Tat in einen Gedanken umzusetzen!
Man könnte größenwahnsinnig werden: so wenig wird man anerkannt.
Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut.
Sie hört nicht, was ich sage, und ich sage nicht, was sie hören möchte.
Karl Kraus
DIE LETZTEN TAGE DER MENSCHHEIT
5. Akt / 40. Szene:
Kommerzienrat Ottomar Wilhelm Wahnschaffe tritt aus seiner Villa und singt das folgende Couplet, dessen musikalisches
Nachspiel zu jeder Strophe von einem unsichtbaren Chor mitgesungen wird, der das Gelächter des Auslands vorstellt.
Ich bin ein Deutscher!
Ob unter See, ob in der Luft,
Im Frieden schon war ich ein Knecht,
Ich scheue keine Müh' und Plag',
Ich geb mein deutsches Ehrenwort:
Krieg dient uns, damit Waffen sind.
In solchem Leipziger Allerlei
Für dies Prinzip, und es ist gut,
Steht unsre Sache mal so-so,
Und wenn die Welt voll Teufel wär'
Wir preisen Gott auf unsre Weise
Das eine aber weiß ich nur,
Deutsch ist das Herz, deutsch der Verstand,
Wir sagen stolz: Viel Feind, viel Ehr!
Noch lieber lasst uns als den Feind
Es geht uns doch nur um die Ehr'.
Nur weil man etwas Sonne braucht,
Schon brennt die Erde lichterloh
Nach Krieg wird noch mehr Arbeit sein
Die Wehrpflicht wollen wir verschärfen,
Und wenn die Welt voll Teufel wär',
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Antonio Gramsci (1891-1937)
Italienischer Schriftsteller,
Journalist, Politiker und Philosoph,
Theoretiker des Sozialismus. Kommunist und Antifaschist
Alle Menschen sind Intellektuelle, aber nicht alle Menschen haben
in
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Die Diktatur des Proletariats wird den großartigen Apparat der industriellen und intellektuellen Produktion, die Antriebskraft der Zivilisation vor drohendem Zusammenbruch retten.
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Kultur ist Disziplinierung des eigenen inneren Ichs, Inbesitznahme der eigenen Persönlichkeit und Erlangung eines höheren Bewusstseins, mit dem man dazu kommt, den eigenen historischen Wert zu verstehen, die eigene Funktion im Leben, die eigenen Rechte und Pflichten.
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Man muss nüchterne, geduldige Menschen schaffen, die nicht verzweifeln angesichts der schlimmsten Schrecken und sich nicht für jede Dummheit begeistern. Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Willens.
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Sich selbst zu kennen, will heißen, sein eigenes Sein zu leben, will heißen Herr seiner Selbst zu sein, sich von den anderen abzuheben, aus dem Chaos auszubrechen, ein Element der Ordnung zu sein, aber der eigenen Ordnung und der eigenen, einem Ideal verpflichteten Disziplin.
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Was wir brauchen, ist Nüchternheit: einen Pessimismus des Verstandes, einen Optimismus des Willens.
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Ich bin ich ein Pessimist infolge meiner Intelligenz, aber ein Opportunist aus meinem entschiedenen Willen.
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Die Wahrheit zu sagen, ist revolutionär.
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COUNTERPUNCH
Das Einprügeln auf Jeremy Corbyn
15. September 2015
Die neoliberale Gleichschaltung der deutschen Medien hat sich in den letzten Monaten unmissverständlich
sowohl durch Hetze gegen eine linke griechische Regierung, als auch gegen eine entschlossene Lokführer-Gewerkschaft manifestiert, die nichts anderes getan hat, als ihre verfassungsgemäßen Rechte in
der Interessenvetrtretung ihrer Mitglieder in Anspruch zu nehmen.
Dass nun ausgerechnet in Großbritannien ein linker Politiker mit einem Erdrutschsieg den innerparteilichen Wahlkampf um die Führung der Labour-Party für sich entscheiden konnte,
quittierte das ZDF schon am vergangenen Samstag mit einem rotzfrechen Vorgeschmack auf die kommende Kampagne, der Albrecht Müller offensichtlich so auf die Palme brachte, dass er noch – vollkommen
unüblich – am Sonntag, 13.9.,einen Beitrag auf den NDS veröffentlichte.
ZDF heute 12. September 19.00
Uhr / Diana Zimmermann: “Corbyn will die
Sparpolitik beenden, die Bahn wieder verstaatlichen und möglichst aus der NATO
austreten. Der überzeugte Radfahrer und Vegetarier gilt nicht nur Konservativen
als linker Spinner.“
Nochmal zum Mitschreiben: Ein Politiker, der andere Vorstellungen als Sparpolitik und radikale Privatisierungen hat, der die NATO als Kriegs- und nicht als Verteidigungsbündnis sieht, der “aus
Überzeugung Fahrrad fährt”
und kein Fleisch ist, der “gilt als Spinner”. So weit ist es mit unserem öffent-lichrechtlichen Staatsfunk gekommen. Die Kampagne gegen Corbyn wird natürlich nicht nur in deutschen Medien betrieben,
sondern wohl mindestens
so vehement in ihren anglo-amerikanischen Vorbildern. Dazu ein Beitrag von Stephan Lendman von Counterpunch in Übersetzung von FritztheCat:
Stephen Lendman (geb. 1934 in Boston) BA 1956 an der Harvard University. Zwei Jahre US Army, dann MBA der Wharton School der
University of Pennsylvania 1960. Publizist zu nationalen und internationalen Themen seit 2005. Seit 2007 Radiomode-rator. 2008 Träger des 2008 den Project Censored Preises und 2011 des International
Journalism Preises des Mexican Journalists Club. Er ist Autor der beachteten Bücher: “Banker Occupation: Waging Financial War on Humanity” und “How Wall Street Fleeces America: Privatized Banking, Government
Collusion and Class War“. Sein letztes Buch ist: “Flashpoint in Ukraine: How the US Drive for Hegemony Risks World War III”
(2014)
Lendman schreibt:
Der britische Premierminister David Cameron nannte Corbyn eine Bedrohung für die nationale Sicherheit.
Zum ersten Mal seit Jahrzehnten ist britische Politik wieder inter-essant. Ob der erstaunliche Aufstieg des langjährigen Hinterbänklers Corbyn zum Anführer von Labour einen Unterschied macht, wird
sich zeigen.
Ein Mensch mit einer Handvoll Parteiunterstützern, die versuchen, das versiffte System mit seinem Geldadel zu verändern ist eine, gelinde gesagt, mutige Idee. Die Anhänger Blairs
und Thatchers und die Medienmeute sind gegen ihn. Unterstützer der Labour-Partei werden abwertend als „Corbynistas“ bezeichnet. „Corbynismus“ steht für isolationistisch und anti-britisch.
Ein feindseliger Kommentar im 'London Observer' machte ihn mit dem unbewiesenen Vorwurf schlecht, es gebe „Beweise, dass die Wähler den Corbynismus in seiner gegen-wärtigen Form
mit Pauken und Trompeten ablehnen – wenn er überhaupt bis zur nächsten Wahl durchhält.“
Die Kommentatoren vom Observer behaupten, die „langweiligen Auftritte seiner Konkurrenten“ hätten den Weg zu seinem Sieg geebnet. Liz Kendall, eine Vertreterin des Blairismus,
wurde nämlich ordentlich abgewatscht – mit demütigenden fünf Prozent.
Die Führerschaft Corbyns „stellt für die Labour-Partei die bisher größte Herausforde- rung dar“, behauptet der Kommentar des Observer. Sie haben recht mit der Feststellung, dass er
sich im Verändern der Dinge erst noch beweisen muss – bei den tief sitzenden finanziellen Interessen, die in westlichen Gesellschaften und größtenteils anderswo auf Kosten aller die Dinge am Laufen
halten.
Wenn Corbyn die Dinge ein wenig aufrütteln kann, dann gibt es eventuell Hoffnung dafür, den Thatcheristen und Blairisten einen Holzpflock ins Herz zu rammen – keine Minute zu
spät!
Der britische Premierminister David Cameron ist ein Kriegsverbrecher der nur noch nicht angeklagt wurde – er macht gemeinsame Sache mit Obamas imperialer Agenda
und bedroht den Weltfrieden.
Corbyn will die Menschheit vor der Geißel endloser Kriege retten. Wer ist in Wahrheit eine Bedrohung für die britische und globale Sicherheit? Mit Sicherheit nicht dieser
Befürworter von Frieden und Stabilität – vorausgesetzt, seine Aktionen als Chef der Labour-Partei weichen nicht von seiner edelmütigen Rhetorik ab. Die ganze zivilisierte Welt hofft, dass er aus
echtem Schrot und Korn ist. Die kriegshetzenden Kriminellen der westlichen Regierungen und Israels bedauern seinen Aufstieg. Bisher gab es kein Glückwunschtelegramm von Obama – oder gleichgesinnten
Staats-Schurken.
Bei seinem Besuch letzter Woche in London hatte Netanyahu ihn brüskiert – er bedauerte Corbyns offene Unterstützung für die palästinensischen Rechte, einschließlich seiner lauten
Opposition letzten Sommer zu Israels nackter Aggression gegen Gaza.
Camerons Twitter-Kommentar war mehr als doppelzüngig: „Die Labour-Partei stellt jetzt eine Bedrohung für unsere nationale Sicherheit dar, für unsere wirtschaftliche Sicherheit
und für die Sicherheit unserer Familien.“
Urteilen Sie selbst. Corbyn ist Vorsitzender der britischen „Stop the War Coalition“.
Er ist für nukleare Entwaffnung und gegen die von den USA angeführte Tötungsmaschi- nerie der NATO. Er will die gewaltsame Austeritätspolitik beenden, die die normalen Leute schädigt und ein paar
Reiche noch reicher macht. Und er will die Einschnitte beim Sozialsystem umkehren, um den Bedürftigsten zu helfen.
Er fordert eine monetäre Lockerung ('Quantitative Easing') für das einfache Volk. Geld, das verantwortlich in die Wirtschaft gepumpt wird, schafft Wachstum und Arbeits-plätze. Wenn
die Konsumenten Geld hätten dann würden sie es auch ausgeben. Eine vernünftige Wachstumsspirale ist möglich. Die Politik des Westens hingegen bedient ausschließlich die finanziellen Eliten.
Corbyn unterstützt Investitionen in lebenswichtige Infrastrukturprojekte, den öffent-lichen Transport und erneuerbare Energien – um die Abhängigkeit von der Saurier-Zitze zu
beenden.
Im August schrieb er in einem Beitrag für den 'Ecologist': „Unsere gemeinsamen Anstrengungen müssen auf einer grüneren Vision von Großbritannien liegen. Und wir müssen jene Wähler
erreichen, die sich ernsthaft um die Umwelt sorgen. Nur so können wir ein nötiges Wahlbündnis aufbauen.“ „Zerschlagt die Energie-Kartelle.“ „Kein TTIP mit den USA.“ „Ja zum Recht auf saubere
Atemluft.“ - „Wir kämpfen für die gleiche Sache: eine Gesellschaft die in unser aller Interesse geführt wird und auch zum Schutz unseres Planeten.“
Corbyn ist gegen das Fracking und andere Umwelt-zerstörenden Praktiken. Ob er auch meint was er sagt, das muss sich natürlich erst zeigen. Trotz über 30 Jahren
im Parla- ment war er ein machtloser Hinterbänkler, er hatte nie ein Regierungsamt, geschweige denn ein Parteiführer wie jetzt.
Der britische Verteidigungsminister Michael Fallon plapperte Camerons beleidigende Bemerkungen nach. Auch er nannte Corbyn „eine ernsthafte Bedrohung für die Sicher- heit der
Nation , die Sicherheit unserer Wirtschaft und die Sicherheit Ihrer Familien.“
„Ob es um die Schwächung unserer Verteidigungskräfte geht, das Anheben von Steuern auf Arbeit und Einkommen, mehr Schulden zu machen und höhere Sozialkosten, oder die
Lebenshaltungskosten durch Gelddrucken zu erhöhen – Jeremy Corbyns Labour-Partei wird der arbeitenden Klasse Schaden zufügen“, posaunte Fallon.
Großbritanniens Beteiligung an den endlosen Kriegen der USA verschwieg er genauso wie den Schaden für Millionen einfacher Leute durch Tory-Regierungen und Labour-Regierungen nach
Thatcher. Die Behauptung der Konservativen: sie würden weiter für „Stabilität, Sicherheit und Chancen“ kämpfen, ist absurd.
Daran mangelt es in Großbritannien seit den 70ern. Egal wie ernsthaft – Corbyn allein kann die Dinge nicht verändern. Die einzige Chance (und die ist gering) ist eine Woge
nachhaltiger, massenhafter Unterstützung.
Jahre, vielleicht Jahrzehnte werden nötig sein, die enormen Schäden zu reparieren.
Die meisten Regierungen auf der Welt folgen dem selben zerstörerischen Weg wie die USA und Großbritannien.
Wenn es Corbyn ernst meint mit der Arbeit am echten Wandel, dann schart er hoffentlich eine starke britische Graswurzelbewegung um sich – die einzige Chance für Licht am
Horizont.
(PS /
16.9.2015)
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Oscar Wilde – Kunst &
Künstler
Vorrede zu Das Bildnis des Dorian Gray
Der Künstler ist der Schöpfer schöner Dinge.
Kunst offenbaren, den Künstler verbergen, ist das Ziel der Kunst.
Kritiker ist, wer seinen Eindruck von schönen Dingen in einer anderen Form oder in einem anderen Stoff wiederzugeben vermag.
Die höchste wie die niedrigste Form der Kritik ist eine Art Selbstbekenntnis.
Wer in schönen Dingen einen hässlichen Sinn entdeckt, ist verderbt,
ohne liebenswürdig zu sein, was ein Fehler ist.
Wer in schönen Dingen einen schönen Sinn entdeckt, hat Kultur.
Aus ihm kann noch etwas werden.
Das sind die Auserwählten, denen schöne Dinge einzig Schönheit bedeuten.
Es gibt weder moralische noch unmoralische Bücher.
Bücher sind gut oder schlecht geschrieben. Sonst nichts.
Die Abneigung des 19. Jahrhunderts gegen den Realismus
ist die Wut Calibans, der seine eigene Fratze im Spiegel sieht.
Die Abneigung des 19. Jahrhunderts gegen die Romantik
ist die Wut Calibans, der sein Gesicht nicht im Spiegel sieht.
Das sittliche Dasein des Menschen gibt dem Künstler einen Stoff
neben vielen anderen; die Sittlichkeit in der Kunst besteht jedoch im vollendeten Gebrauch unvollkommener Mittel.
Der Künstler hat niemals das Bedürfnis, etwas zu beweisen.
Sogar das Wahre kann bewiesen werden.
Der Künstler hat keinerlei ethische Neigungen.
Ethische Neigungen beim Künstler sind unverzeihliche Manieriertheit.
Es gibt nichts Krankhaftes in der Kunst. Der Künstler vermag alles auszudrücken.
Gedanken und Sprache sind für den Künstler Werkzeuge.
Laster und Tugend sind für den Künstler Stoffe.
Vom Gesichtspunkt der Form aus ist Musik die höchste aller Künste. Vom Gesichtspunkt des Gefühls ist die Schauspielkunst die höchste.
Alle Kunst ist zugleich Oberfläche und Symbol.
Wer unter die Oberfläche gräbt, tut es auf eigene Gefahr.
Wer das Symbol herausliest, tut es auf eigene Gefahr.
In Wahrheit ist der Betrachter, nicht aber das Leben ein Spiegel.
Gegensätze in den Urteilen über ein Kunstwerk beweisen seine Neuheit, Vielfalt und Lebenskraft.
Wenn die Kritiker untereinander uneinig sind, ist der Künstler mit sich einig gewesen.
Man kann einem Menschen verzeihen, dass er etwas Nützliches schafft, solange er nicht verlangt, dass man seine Arbeit bewundert. Die einzige
Entschuldigung für den, der etwas Nutzloses tut, liegt darin, dass man seine Schöpfung inbrünstig bewundert.
Alle Kunst ist gänzlich nutzlos.
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