Jules Massenet (1842-1912)
Werther
Deutsche Fassung

Drame lyrique in 4 Akten nach Johann Wolfgang von Goethe

von E. Blau, P. Milliet & G. Hartman/ Deutsche Fassung von Max Kalbeck 
Volksoper Wien / r. live 29. Januar 1970


Leitung: Dietfried Bernet

Werther                                               Adolf Dallapozza

Albert                                                  Erland Hagegård

Charlotte                                             Gerlinde Lorenz

Amtmann                                            Artur Korn
Sophie                                                 Monique Labosà

Johann                                                Hans Strohbauer

Schmidt                                               Peter Drahosch

Wiener Mozart-Sängerknaben
Chor und Orchester der Wiener Volksoper

Die Handlung

Schauplatz & Zeit:              Die deutsche Stadt Wetzlar im Jahr 1780

Erster Akt
im Juli: Im Hause des Amtmanns wird ein Weihnachtslied eingeübt. Der Witwer erzählt den Freunden Schmidt und Johann von seiner ältesten Tochter Charlotte, die die Betreuung ihrer jüngeren Geschwister übernommen hat, nachdem die Mutter starb. Ihr Verlobter Albert ist auf Reisen. Darum soll der junge Diplomat-Anwärter Werther, Gast der Amtmannsfamilie, sie zum Ball begleiten. Werther verlässt beglückt mit Charlotte das Haus. Unerwartet früh kehrt Albert zurück und wird von Sophie empfangen. Er kündigt an, am nächsten Tag wiederzukommen. Später begleitet Werther Charlotte nach Hause. Er gesteht ihr seine Liebe. Der Amtmann unterbricht die beiden. Werther erfährt, dass Charlotte der Mutter geschworen hatte, ihren Verlobten Albert zu heiraten.


Zweiter Akt
im September: Charlotte und Albert sind nun verheiratet. Albert spürt Werthers Kummer und versucht, mit ihm zu sprechen. Wieder steht ein Ball bevor. Sophie möchte ihn mit Werther eröffnen. Der hat jedoch nur Augen und Gedanken für Charlotte. Diese bittet ihn, sich bis Weihnachten von ihr fernzuhalten. Werther kämpft mit sich. Er erkennt, dass er Charlotte niemals wird vergessen können. Schon denkt er an den Tod. Bevor die feiernde Gesellschaft erscheint, stürzt er aufgewühlt davon. Albert wird klar, dass Werther seine Frau liebt.


Dritter Akt
im Dezember: Werther hat Charlotte viele Briefe geschrieben, in denen er seine Liebe beteuert. Sie gesteht sich ein, dass auch sie Werther liebt. Im Gebet sucht sie sich zu festigen. Schließlich tritt Werther ein. Verzweifelt ob ihrer Distanz, rezitiert er ein Gedicht Ossians („Was bin ich aufgewacht!“) und wirft sich Charlotte zu Füßen. Sie flieht und schließt sich ein. Als sie schwört, Werther niemals wiederzusehen, sieht dieser nur noch den Tod als Ausweg. Als er Albert brieflich um Überlassung seiner Pistolen für eine Reise bittet, sperrt dieser sich nicht. Charlotte schickt Werther die Waffen durch einen Diener.


Vierter Akt
Charlotte wird sich über den Zweck der Waffen klar. In der Weihnachtsnacht eilt sie durch das verschneite Wetzlar, um Werther vor Unheil zu bewahren. Ein Schneesturm zieht auf. Charlotte findet Werther in seiner Wohnstatt sterbend auf dem Boden. Sie gesteht ihm ihre Liebe und küsst ihn schließlich. Werther stirbt in ihren Armen. In der Ferne hört man die Kinder Weihnachtslieder singen.

Massenets lyrische Tragödie
 


In seiner Massenet-Biographie von 2012 schrieb der Musikwissenschaftler Stefan Schmidl über die Musik des Werther: „In diesem Werk gelangen Massenet suggestive Stimmungswerte zutage: die Mondnacht des ersten Aufzugs (Claire de lune), die weinselige ‚altdeutsche‘ Septemberatmosphäre zu Beginn des zweiten Aktes, Werthers wild-romantische Ossian-Rezitation […] und endlich die Finalszenen des Dramas, die als prägnanteste Winter-Darstellungen der Musikgeschichte bezeichnet werden können. […] Stilles Zentrum der Oper ist Charlottes nahezu in Form eines langsamen Walzers angelegte Tränenarie (Air de larmes).“

Die Werke Johann Wolfgang Goethes hatten in der französischen Oper während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Konjunktur: Charles Gounod (Faust, 1859) und Ambroise Thomas (Mignon, 1866) belegen dies bis heute. Jules Massenet und seine Librettisten beschlossen eine weitere Opernadaption aus einem Goethe-Text. Mit einer Musikbühnen-Fassung des zur Goethe-Zeit enorm erfolgreichen Briefromans „Die Leiden des jungen Werthers“ wollten sie an den Erfolg von Massenets Oper Manon (1884) anschließen. Milliet und Blau begannen 1880 mit der Arbeit an einem Libretto. Sie definierten allerdings im Gegensatz zu Goethes Vorlage Charlottes Beziehung zu Werther neu: Während in der Literaturvorlage ihre Beziehung zu Werther nur als geschwisterlich dargestellt wird, ist ihre Liebe zu Werther in der Oper echt, auch wenn sie von ihr erst im Finale eingestanden wird.

Maître constant de l’Opéra Lyrique
„Dieser Jüngling wird uns bald alle übertreffen", prophezeite Georges Bizet kurz vor seinem Tod über den jungen Jules Massenet (1842-1912). Er sollte Recht behalten. Massenet beherrschte mit seinem untrüglichen Geschäftssinn wie mit der bezwingenden Melodik und virtuosen Instrumentationskunst in seinen 25 Opern zwischen 1877 und 1910 die französische Opernwelt. Seinen Durchbruch erlangte er mit seiner fünften Oper Manon, die seit der Uraufführung 1884 weltweit auf den Spielplänen steht. Bald danach beschäftigte er sich mit Goethes Briefroman über den jungen Werther und seine tragisch endende Liebe zur Bürgerstochter Charlotte: „Solche stürmische und ekstatische Leidenschaft trieb mir die Tränen in die Augen. Was für bewegende Szenen, welch packende Momente es alles hergeben konnte! Werther war es!"

 

Nach der Ablehnung dieses Stoffs durch den Pariser Operndirecteur Carvalho, der das Sujet als zu depressiv für das Publikum der Opéra-Comique ansah, kam es zu dem ungewöhnlichen Sonderfall einer Uraufführung im Ausland - in deutscher Version an der Wiener Hofoper, die zu einem umjubelten Sensationserfolg wurde und ein Jahr später eine Erfolgsserie ohnegleichen nach sich zog.

Die Geschichte der unglücklichen Liebe Werthers und seines Freitods berührt das Opernpublikum bis heute. Von der ersten Duett-Szene ab ist offenbar, dass Charlotte und Werther Liebende sind, doch als solche keine Zukunft haben. „Il faut nous séparer" („Wir müssen uns trennen"), sind Charlottes erste Worte an Werther: Hier noch ortsbezogen, nehmen sie das Unvermeidliche vorweg. Der Zuschauer wird von Massenets vor emotionaler Spannung glühender Musik in das Drama hineingezogen, an dessen Ende Werthers Freitod aus unerfüllter Liebe steht. Charlotte, die ihn sterbend findet, muss mit dem Mann weiterleben, der ihr von Beginn an als Gatte zugedacht war.

Der größte Teil der Komposition entstand zwischen Frühjahr 1885 und Winter 1886/87. Die meisten vorangegangenen Opern Massenets waren in Paris uraufgeführt worden, doch die Leitung der Opéra-Comique,hatte das neue Bühnenwerk wegen dessen trostlosen Gehalts zunächst abgelehnt. Nach dem Brand der Opéra-Comique am 25. Mai 1887 war an eine Aufführung ohnehin nicht mehr zu denken. Nun schaltete sich die Wiener Hofoper ein und begann Verhandlungen mit dem Komponisten. Anfangs war geplant, die Oper in Wien zusammen mit einem Ballett aufzuführen - so entstand Massenets Le Carillon. Diese Idee gab man jedoch wieder auf. Der Wiener Musikschriftsteller Max Kalbeck besorgte die deutsche Übersetzung des frei an Goethes Stoff orientierten französischen Opern-Librettos.

Triumphaler Erfolg mit anhaltenden Wirkungen
Werther wurde 1892 in deutscher Sprache an der Wiener Hofoper uraufgeführt - mit Opernstars der Epoche: Ernest van Dyck in der Titelrolle, Marie Renard als Charlotte, Franz Neidl als Albert, Karl Mayerhofer als Amtmann. Die Oper avancierte, spätestens nach der französisch-sprachigen Erstaufführung, zum beliebtesten Werk Massenets. Das leidenschaftliche Werben des Titelhelden um Charlotte, die sich der Liebeserklärungen wegen der ihrem Verlobten Albert geschuldete Treue erwehrt, erhält in vier großen Duett-Szenen breiten Raum und bildet den Kern der Handlung. Dass Charlotte in deren Verlauf dahin gelangt, sich ihre Liebe zu Werther einzugestehen, macht sie zur eigentlichen Heldin des Stücks.

Die Erstaufführung in französischer Sprache war am 27. Dezember 1892 in Genf. Im folgenden Januar 1893 fand Werther endlich Eingang in die Salle du Chatelet der Pariser Opéra-Comique. Heute gilt die Oper als Massenets persönlichste Partitur und sein wohl größter Erfolg. Neben der Tenorfassung gibt es eine Baritonversion, die Massenet auf Bitten des Weltstar-Baritons Mattia Battistini schuf. Sie wurde 10 Jahre nach der Tenorfassung uraufgeführt und wird relativ selten gespielt, so 2009 in Paris, ist aber - mit Thomas Hampson und Susan Graham - auch auf Tonträgern greifbar.

Lange Zeit ob seiner angeblich begrenzten kompositorischen Mittel zu emotionalem Ausdruck gerade im deutschen Sprachraum abschätzig beurteilt, gilt Massenet längst als zentraler Schöpfer der Opéra-Lyrique und als leuchtendes Beispiel dramatischer Komposition im Einklang mit den psychologischen Spannungen und innerlichen Konflikten des Quelltextes. Aus diesem Grund ist Werther nach wie vor ein wunderbares Beispiel großer literarischer Kunst, die ihren Weg auf die Opernbühne gefunden hat.

Bereits im einleitenden Orchestervorspiel zeigt sich die ein wechselnd akzentuiertes Beispiel der Operndiktion Massenets: ein jeweils eigenständiges Nebeneinander von impulsiver Emotionalität und schmelzender Melodik. In der mehrgliedrigen Kantilene, die immer wieder aufklingt (und dann mehrmals raffiniert modifiziert wiederkehrt), wird der Esprit der Opéra Lyrique in seiner späten Reife evident. Die erlesene, kultivierte Instrumentationskunst Massenets offenbart sich vor allem im dritten Akt (mit Einsatz des Saxophons). Mit dem aufgewühlten Intermezzo zum Schlussakt wird eine fast Puccini-nahe Klangsinnlicheit erreicht.

Paradepartie für Ténors Lyriques
Des Rollenträgers Werther umfängliche Gesangspräsenz in dieser Oper ist lyrisch akzentuiert, in nahezu trunkenes Melos getaucht, von schwingender Phrasierung geprägt. Schmetterndes Posieren findet kaum statt, allenfalls im dritten Akt, der die Wiederbegegnung mit Charlotte und Vorbereitung der finalen Katastrophe bringt. Die bedeutenden Sänger der Titelpartie nach van Dyck beeindruckten durchwegs (und in Tondokumenten bestätigt) mit leichter, beweglicher Tessitura, fein nuancierter Dynamik, souveräner Auslotung der Empfindungs-Farben und Register, dazu faszinierendem Timbrereiz: so Piccaver, Thill, Schipa, Tagliavini, Gedda, Kraus, Shicoff … bis zu den weltweit vermarkteten (kaum mehr den Style français repräsentierenden) Star-Tenören am Wechsel zum 21. Jahrhundert. Nur deutschsprachige Versionen, die - im Rückblick auf die Uraufführung - eigentlich vielfältig präsent sein sollten, sind kaum dokumentiert, allenfalls in deutschen Radioproduktionen auffindbar.

Wiens „zweites Haus“ um 1970
Klasse, Individualität und Vielfalt
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Wiens „zweites Opernhaus“ entstand ab 1897 in bürgerschaftlicher Gründung - als städtisches Theater zur Aufführung deutscher Sprechstücke in der Verantwortung eines Wiener Theatervereins - durch die Architekten Alexander Graf und Franz Frhr. von Krauß in nur 10 Monaten zum Kaiser-Jubiläum. Es wurde über Anteilscheine finanziert. Das Theater wurde am 14. Dezember 1898 eröffnet und stand zunächst in nationalistischer, ausschließlich deutschsprachiger, ja chauvinistischer Programmatik. Nach mehreren Krisen und Schließzeiten gewann es ab 1903 wachsende europäische Bedeutung. Der rheinländische Opernbariton, Bühnenregisseur, Theaterleiter und Gesangspädagoge Rainer Simons, Schüler Julius Stockhausens und Engelbert Humperdincks, übernahm die Direktion. Er wandelte das bisher exklusive Sprechtheater schrittweise in eine Art Wiener Opéra-Comique um, holte schon 1904 den Avangarde-Komponisten und Meisterdirigenten Alexander von Zemlinsky als Musikdirektor. Es folgte eine lange, weithin brillante und ruhmvolle Ära, seit 1908 bleibend unter dem Titel Wiener Volksoper, bald mit von Spieloper bis Belcanto und Buffa reichenden Spielplänen.

Nach vielen äußerst erfolgreichen Jahren, dann inflationsbedingten neuen Krisenzeiten war die Volksoper in den Jahren 1928/29 geschlossen, spielte dann als Neues Wiener Schauspielhaus weiter. 1938 übernahm die Stadt Wien die nunmehrige Städtische Wiener Volksoper, später umbenannt in Opernhaus der Stadt Wien. In den letzten Weltkriegsjahren unter NS-Kulturherrschaft wurde sie rigoros umgewidmet zum zweitgrößten Kino der Stadt mit 1550 Plätzen. Nach Kriegsende fungierte das Haus als Ausweichquartier für die kriegszerstörte Staatsoper. Nach der Eröffnung des wiederhergestellten Staatsoperngebäudes im Jahr 1955 wurde es wieder zur Wiener Volksoper.

Seit den 1960er Jahren bot die Volksoper Wien als städtisches Wiener Musiktheater gegenüber der Wiener Staatsoper, dem Bundes-Opernhaus, eine qualitative Alternative mit weit ausstrahlendem Ruf. Längere Zeit der Spielort hauptsächlich für „Leichte-Muse“, erblühte es wieder als selbständiges 4-Sparten-Musiktheater mit Opernspielplan, Ballett, Operetten und Musical - in bester Niveaukonkurrenz mit einer Reihe arrivierter Sänger und Dirigenten, Regisseure, Spielplan-Kontraste und vielfältigen Rollen-Optionen bis zum „schwereren“ Fach. Unter den Direktionen Salmhofer, Moser und Dönch entwickelte die Volksoper nicht nur spezifisches Eigenprofil mit Spielplanerweiterungen zur französischen Opéra-Comique, italienischen Opera buffa, deutschen Spieloper, sondern präsentierte auch Repertoire-Raritäten internationaler Provenienz, auch in Erstaufführungen von Musik-Moderne bis Broadway-Musical. Im Ensemble vereinten sich Wiener Spitzensänger mit namhaften Gästen unter prominenter Leitung. So bot die Volksoper in Kontinuität immer wieder konkurrenzfähige Alternativen oder Repertoire-Ergänzungen zum Weltrang-Haus am Ring.


Eine solche war die hausgerecht deutschsprachige (insofern die Uraufführung von 1897 aufgreifende) Produktion vom Jules Massenets Lyrischem Drama Werther - in solider Hausbesetzung und den Stars Adolf Dallapozza, Gerlinde Lorenz, Erland Hagegård, international arrivierten Sängern ihrer Ära an großen europäischen Opernhäusern. Dallapozza - CD-Edition HAfG 10514/15/16/43 - Tenore lirico & virtuoso mit nahezu grenzenlosen Einsatzfeldern in deutschen, italienischen, französischen, slawischen Repertoires und dazu ein Operettenstar der allerersten Reihe, war ein (vielleicht der) erste Protagonist des Hauses und ein Wiener Publikumsliebling wie vor ihm Tauber und Dermota. Mit dem Werther stellte er mehr als seine Universalität, nämlich virtuose Stimmbeherrschung, klassische Phrasierung, Stilsicherheit und Timbre-Glamour unter Beweis, den großen Rolleninterpreten ebenbürtig. Er allein schon rechtfertigt die Edition dieses raren deutschsprachigen Live-Mitschnitts.

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Dietfried Bernet
(* 1940 Wien - † 2011 Hohenems, Vorarlberg)
Dirigent und Fachautor. Er studierte in Wien bei Hans Swarowsky und Dimitri Mitropoulos, dirigierte mit 18 Jahren erste Konzerte im Wiener Musikverein, gewann mit 22 Jahren den 1. Preis beim Internationalen Dirigenten-Wettbewerb Liverpool. Als 23-Jähriger dirigierte er Opern beim Spoleto Festival, war mit 24 Dirigent der Wiener Volksoper, mit 26 auch der Wiener Staatsoper, mit 34 Generalmusikdirektor der Stadt Mainz. 1995 bis 2000 war er Princcipal Conductor am Königlichen Opernhaus Kopenhagen. Er gastierte bei großen Orchestern in Europa und Übersee: London Philharmonic, Royal Philharmonic, Wiener Symphoniker, Berliner Philharmoniker, Orchestre National de France, Chicago Symphony, SO des Bayerischen Rundfunks, Orchestra di Santa Cecilia Rom, Japan Philharmonic, Tschaikovsky Symphony Moskau, dazu an den bedeutenden Opernhäusern in London, Brüssel, Stockholm, Kopenhagen, Oslo, Berlin, Hamburg, München, Stuttgart, Barcelona, Monte Carlo, Zürich, Venedig, Neapel, Catania, B.Aires, Brasilien, USA weiter bei den Salzburger Festspielen, beim Spoleto Festival, beim Glyndebourne Festival, den Bregenzer Festspielen 2002 (CD-Einspielung Julietta von Bohuslav Martinů). Er hat zahlreiche Opernwerke wiederbelebt, übersetzt, eingespielt. Die Republik Österreich verlieh ihm den Professorentitel und das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Er war mehrmals Träger des Premio vom Circolo de Criticos.

Adolf Dallapozza (Tenor / 1940 Bozen)
Der attraktive und populäre Wiener Lirico und Operettenstar war Primo Uomo der Wiener Volksoper in den 1960-1990er Jahren. Nach gewerblichen Berufsanfängen war er im Buchhandel tätig, absolvierte zugleich ein Gesangsstudium an der Wiener Akademie, u.a. bei Elisabeth Rado. Einige Jahre sang er im Chor der Volksoper, debütierte dann dort 1962 als Ernesto in Don Pasquale. Schnell etablierte er sich als Solist, zunächst in Kleinrollen, dann als erster Lyrischer Tenor. Seine größten Erfolge waren der Chapelou im Postillon von Lonjumeau. und die Titelpartie im Werther. Bald kam er als Gast an die Wiener, Münchner und Hamburgische Staatsoper, weiter an die Opernhäuser von Köln, Zürich, Basel, Brüssel, zu den Bregenzer Festspielen und bis an die Scala di Milano, die New York City Opera, das Colón Buenos Aires. Als Operettentenor machte er eine strahlende Medienkarriere mit zahllosen Funk- und Plattenaufnahmen. Der Volksoper blieb er fest verbunden - bis 1995, ab 1984 als Ehrenmitglied. In Wien war er der bevorzugte Tenore di Grazia in deutsch gebotenen Belcanto-Werken, aber auch lyrischen Partien des französischen, slawischen und deutschen Repertoires.

Gerlinde Lorenz (Sopran & Mezzo / * 1939 Chemnitz)
In der Ruhrgebietsstadt Bochum aufgewachsen, absolvierte sie ihr Musik- und Gesangstudium an der Wiener Musikakademie. Sie sang bereits sehr früh im Bayreuther Festspielchor. 1966 fand sie ihr Start-Engagement am Stadttheater Regensburg. 1967 kam sie ins Ensemble der Wiener Volksoper, unternahm von dort Gastspiele an den Opernhäusern von Graz, Zürich, Frankfurt a.M., Köln. Seit 1972 gastierte sie oft an der Wiener Staatsoper. Auch an der Deutschen Oper Berlin, der Münchner Staatsoper und an der Nationaloper Amsterdam war sie präsent. 1971 wurde sie Mitglied des Kölner Opernhauses (Debüt als Mimi in La Bohème), dem sie bis 1986 (danach als Gast) angehörte. Seitdem gab sie nurmehr Gastspiele (u.a. in Zürich, Bern, Basel, Mannheim, Hannover, Bielefeld, Gelsenkirchen, Oldenburg - vorrangig in „interessanten“ Partien von Schreker, Berg, Hindemith, Klebe bis ins hochdramatische Fach bei Wagner und R.Strauss. Sie gab Liederabende in London, Paris, Wien, Salzburg, Barcelona, beim Festival Messidor Toulouse und beim Bruckner-Fest Linz.


Erland Hagegård (Bariton, später Tenor - *1944 Brunskog/Schweden)
Vetter des ebenso bekannten Baritons Håkan Hagegård. Zunächst Musikverleger, dann Gesangsschüler an der Ingesunds Musikakademie. Studium bei Thomas Sunnegårdh in Stockholm, Erik Werba in Wien, Gerald Moore in London. Beginn als Liedsänger. Operndebüt an der Wiener Volksoper in Werken von Milhaud und in Massenets Manon. Ensemblemitglied der großen Opernhäuser in Frankfurt/M. und Hamburg. Breites Rollenrepertoire von Lortzing bis Wagner und Moderne. Gastauftritte in ganz Europa. Ab 1980 als Tenor, nurmehr bei Festivals und Gastspielen (Drottningholm, Aix, Salzburg). Tonaufnahmen hauptsächlich mit Lied- und Konzertprogrammen.

Artur Korn (Bass /* 1937 Wuppertal)
Er studierte Gesang in Köln, München und Wien bei Clemens Glettenberg und Franz Schuch-Tovini. Debüt am Opernstudio Köln, dann am Opernhaus Graz. Engagements und Gastspiele in aller Welt - an den Opernhäusern von Wien, München, Hamburg, New York, Mailand, Barcelona, Palermo, Berlin, London, Chicago, San Francisco, Montreal, Toronto in den großen Rollen seines Fachs von Mozart, Beethoven, Wagner, Verdi, R. Strauss. Er wirkte er bei den Bayreuther Festspelen und den Festivals in Salzburg, Bregenz und Glyndebourne mit. 1983 wurde er zum österreichischen Kammersänger ernannt und erhielt sechs Jahre später die Ehrenmedaille der Stat Wien. Er war mit der 1999 verstorbenen dramatischen Sopranistin Sabine Haas verheiratet. Seit 2010 ist er auch als Gesangspädagoge tätig.

Peter Drahosch  (Tenor / *1929 - †1991 Wien)
Universeller Leggiero- und Buffo-Tenor der Wiener Opernhäuser. Debüt 1964 beim Operettensommer in Mörbisch. Bis 1967 am Landestheater Salzburg, danach festes Ensemblemitglied der Wiener Volksoper - bis zu seinem Tod als Erster Charaktertenor & Buffo: Häufiger Gast der Staatsoper und an deutschen wie österreichichen Staats- und Landestheatern., auch bei den Festspielen in Salzburg & Bregenz und in Rundfunkanstalten.

Hans Strohbauer (Bariton)
Der Wiener Sänger war ein universell einsatzfähiger, vielbesetzter  Comprimario der beiden Wiener Opernhäuser während der 1960/70er Jahre, in diversen kleinen und mittleren Rollen, an der Volksoper (und auf Tonträgern) zumeist in Operetten, an der Staatsoper u.a. als Fiorello, Konrad Nachtigall, Montano, Kaiserlicher Kommissär, Ariadne-Offizier, Daphne-Schäfer …

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