Otto Nicolai (1810 – 1849)

Die lustigen Weiber von Windsor

 

Komisch-phantastische Oper in drei Akten
von Salomon Hermann Mosenthal
nach der Komödie von William Shakespeare
Uraufführung am 9. März 1849 im Königlichen Opernhaus zu Berlin

Mitschnitt der Premiere in der Wiener Volksoper
r. live 6. Februar 1966

Leitung: Dietfried Bernet

 

Sir John Falstaff Walter Kreppel
Herr Fluth Marcel Cordes
Herr Reich Alois Pernerstorfer
Fenton William Blankenship
Frau Fluth Mimi Coertse
Frau Reich Ira Malaniuk
Jungfer Anna Reich Dorit Hanak
Junker Spärlich Peter Drahosch
Dr. Cajus Günther Adam

 

Wirte, Kellner, Knechte, Bürgerinnen und Bürger:
Chor & Orchester der Wiener Volksoper

 


 

Die Handlung

 

Ort und Zeit: Windsor, Anfang des 17. Jahrhunderts

 

Erster Akt

 

Die Ehefrauen Fluth und Reich entdecken, dass sie beide gleichzeitig Liebesbriefe von dem verarmten Landadeligen Falstaff erhalten haben. Sie beschließen, ihm eine Lektion zu erteilen. Als ihre Ehegatten auftreten, ziehen sie sich zurück, um Rachepläne zu schmieden. Anna, die Tochter der Reichs, ist im heiratsfähigen Alter. Drei Herren werben um ihre Hand: Dr. Cajus, ein französischer Galan, ist Favorit der Mutter. Vater Reich wünscht sich den törichten Junker Spärlich als Schwiegersohn. Anna aber ist in den mittellosen jungen Bürger Fenton verliebt.

 

Szenenwechsel
Frau Fluth hat den schwergewichtigen Falstaff zu einem vermeintlichen Stelldichein eingeladen. Er tritt mit großem Pathos auf und beginnt sie plump zu umgarnen. Als Frau Reich, wie vereinbart, die Rückkehr des eifersüchtigen Gatten Fluth meldet, wird der dicke Kavalier in einem Waschkorb versteckt. Dessen Inhalt wird in den Graben der Themse entleert. Fluth hat ohne Erfolg das ganze Haus durchsucht und muss seiner Frau Abbitte leisten.

 

 

Zweiter Akt

 

Falstaff hat sich von seinem Schmutzbad erholt und singt im Wirtshaus derbe Trinklieder. Frau Fluth lässt ihm einen Brief schicken, in dem sie ein weiteres Rendezvous vorschlägt. Herr Fluth erscheint in Verkleidung als Herr Bach. Er verwickelt Falstaff in ein Gespräch über Liebesleidenschaften. Der Ritter prahlt ahnungslos über sein Verhältnis zu Frau Fluth. Die beiden beschließen ein Komplott zur Bestrafung der vorgeblich treulosen Ehefrau.

 

Szenenwechsel
Spärlich und Cajus schleichen vor Annas Fenster umher, werden aber von einem Ständchen Fentons vertrieben. Aus Büschen beobachten sie eine schwärmerische Gesprächszene der beiden Liebenden.

 

Szenenwechsel
Falstaff ist wieder bei Frau Fluth, und wieder warnt Frau Reich die beiden vor dem heimkehrenden Ehemann. Diesmal wird der dicke Ritter in die Kleider einer alten tauben Waschfrau gesteckt. Fluth tritt mit einer Schar Nachbarn auf, tobt und findet wieder nichts. Die Wäscherin wirft er zornig aus dem Haus.

 

 

Dritter Akt

 

Fluth und Reich werden endlich von ihren Frauen in deren Plan eingeweiht. Gemeinsam beschließt man, Falstaff nochmals hereinzulegen. In einer großen Maskerade im Wald von Windsor soll der Ritter blamiert werden. Herr und Frau Reich planen jeder für sich, bei diesem Verwirrspiel ihre Tochter mit dem jeweiligen Lieblings-Freier zu verkuppeln. Anna aber vereinbart ein Treffen mit Fenton im nächtlichen Wald.

 

Szenenwechsel
Nach dem von Chor und Orchester illustrierten Mondaufgang beginnt das Maskenspiel im Wald. Falstaff, als sagenhafter Jäger Herne verkleidet, wird von den Damen angelockt, dann aber von Geistern, Elfen und Getier erschreckt. Nachdem die Masken abgelegt und Falstaff ausgiebig verspottet wurde, erscheinen Anna und Fenton, die sich in der Waldkapelle das Jawort gegeben haben. In fröhlichem Finale versöhnen sich alle Beteiligten.

 


Otto Nicolai — zu früh vollendeter,

noch immer unterschätzter Meister

 

Der deutsche Komponist Otto Nicolai wurde am 9. Juni 1810 in Königsberg geboren und starb, noch nicht 39 Jahre alt, am 11. Mai 1849 in Berlin.

Bei Goethes Freund Karl Friedrich Zelter studierte er Musik. 1833 erhielt er die Stelle eines Organisten an der deutschen Gesandtschaft in Rom. Von 1837 bis 1838 war er als Kapellmeister am Wiener Kärntnerthor-Theater engagiert. 1841 wurde er zum Hofkapellmeister der Monarchie ernannt. Er war der Gründer der Wiener Philharmonischen Konzerte, somit der erste Dirigent der späteren Konzertvereinigung der Wiener Philharmoniker.

 

Ab 1843 bis zu seinem frühen Tod war Nicolai Dirigent des Domchors und Hofkapellmeister in Berlin. Er komponierte zahlreiche wunderbare Musikwerke — die meisten im Stil der italienischen Orchester- und Konzerttradition; darunter zwei Sinfonien, Ouvertüren, Kammermusik, Motetten, ein Tedeum und mehrere Opern im Stil der romantischen Belcanto-Oper. Die lustigen Weiber von Windsor nach der gleichnamigen Komödie von William Shakespeare blieben sein populärstes Werk. Es ist bis heute fester Repertoire-Bestandteil der Opernhäuser überall im deutschen Sprachraum. Einige Nummern aus dieser komisch-phantastischen Spieloper wurden Publikumsrenner, Ohrwürmer, die in Konzerten, Rundfunksendungen und auf Schallplatten dauerhafte Erfolgsschlager geblieben sind.

 

Otto Nicolai komponierte die Musik in den Jahren 1845 bis 1849. Das Libretto von Mosenthal änderte der Komponist dabei zugunsten effektvoller Gesangsnummern ein wenig ab. Die Oper steht in der Singspiel-Tradition: Die musikalischen Nummern sind mit gesprochenen Dialogen verbunden. Nicolai stellte einen Konsens zwischen der romantischen Oper im Stil Carl Maria von Webers und den damals sehr beliebten Spielopern Albert Lortzings her. Das kommt auch in der Bezeichnung komisch-phantastische Oper zum Ausdruck. Vornehmlich romantisch geprägt sind die Liebesszenen und Soli von Anna und Fenton, die Geister- und Elfenmusiken und natürlich der Mondaufgang. Das Buffo-Element realisiert sich breit und dominant in der zentralen Figur des Falstaff, den Ehemännern und beiden von Anna verschmähten Freiern.

Die Oper hatte vom Abend der Uraufführung an hochprominenter deutscher Stätte ab fulminanten und durchschlagenden Erfolg. Dieser ist ihr — ungeachtet des ein wenig altmodisch erscheinenden Szenarios — ob der herausragenden Qualität der Musik, die sich mit Webers, Bellinis und Donizettis Werken messen kann, bis heute geblieben.

 


Nicolais Shakespeare-Komödie:
Dauerfavorit des Opernpublikums

 

Otto Nicolais Die lustigen Weiber von Windsor waren stets ein Populärwerk. Es wurde im 20. Jahrhundert ohne ein Absinken des Publikumsinteresses stets gespielt. Vor allem auf kleinen und mittleren Bühnen, in den sogenannten zweiten Häusern der Musikmetropolen, im laufenden Repertoire war das Werk besondern repertoire-verankert. Dem engeren Genre der deutschen Spieloper zugehörig, weist es aber auch viele Seiten auf, die es als romantische Oper der leichteren Form einordnen. Ein Teil seiner Solo-Stücke gehört zum weithin bekannten und beliebten Bestand gängiger, weil sympathischer und einprägsamer Melodien, die auch bei Menschen ohne tiefere Opernkenntnis bekannt sind: Falstaffs Trinklied, Frau Fluths Listenarie, Fentons Romanze, die burleske Szene Fluth & Falstaff, der Mondchor. So hat das Werk als zentrales Genre-Beispiel der deutschen Buffa beinahe mehr Gewicht als die Meisterstücke Lortzings oder Flotows Martha. Die Lustigen Weiber sind ein Paradestück der meist deutschsprachigen Opernhäuser mit Festensemble und Langzeitrepertoire, der deutschen Varianten des Typs Opéra comique.

 

Ein solches Haus war stets die Volksoper Wien, ein typisches zweites Haus neben der großen und weltberühmten Staatsoper — so wie das Gärtnerplatz-Theater in München oder die Komische Oper Berlin. 1898 war sie als Kaiser-Jubiläums-Stadttheater eröffnet und zunächst als Sprechbühne geführt worden. Seit 1903 erschienen auch Opern und Singspiele im Spielplan. 1904 wurde aus dem Stadttheater die Volksoper. Tosca (1907) und Salome (1910) hatten hier ihre Wiener Erstaufführung. Weltbekannte Sängerinnen und Sänger wie Jeritza, Slezak oder Richard Tauber traten zu Beginn ihrer Karriere an der Volksoper auf. Alexander Zemlinsky wirkte hier ab 1906 als 1. Kapellmeister. Nach dem ersten Weltkrieg entwickelte sich die Volksoper zu Wiens zweitem repräsentativem Opernhaus, doch wurde sie ab 1929 wieder zu einem Neuen Wiener Schauspielhaus, in dem auch leichte Operetten gegeben wurden.

Nach dem zweiten Weltkrieg diente die Volksoper als Ausweichquartier für die zerstörte Wiener Staatsoper. Nach deren Wiedereröffnung 1955 wurde sie wieder als selbständiges Musiktheater geführt. Zunächst war ihr die Rolle einer Art Wiener Opéra Comique zugewiesen — Staatsoperette und Musicalhaus, zuständig auch für Spieloper und Buffa. Das änderte sich mit Beginn der 1960er Jahre für längere Zeit gravierend. Mit den Intendanten Franz Salmhofer, Albert Moser und Karl Dönch erreichte die Volksoper nicht nur weltstädtischen Rang, sondern auch den Status eines führenden Hauses im europäischen Vergleich. Das wurde durch namhafte Dirigenten, prominente Regisseure und ein großes, vielseitig einsetzbares Ensemble garantiert. Die vertragliche Sängerschar stand in regem Austausch mit der Wiener Staatsoper. Das Haus bildete aber auch einen eigenen Stamm junger Talente und speziell versierter Solisten (etwa für Operetten- und Musical-Interpretation) heran. Für Werke mit besonderem Anspruch oder hoher Ausstrahlungskraft wurden auch international berühmte Sängerstars verpflichtet, nicht nur aus dem engeren Wiener Spektrum. Unser Mitschnitt hält die Nicolai-Premiere von 1966 fest, die diese Kriterien exemplarisch belegt.

 

Dietfried Bernet (∗ 1940) ist ein Wiener Kind. Er studierte in Wien bei Hans Swarowsky und Dimitri Mitropoulos, dirigierte mit 18 Jahren erste Konzerte im Wiener Musikverein, gewann mit 22 Jahren den 1. Preis beim Internationalen Dirigenten-Wettbewerb in Liverpool. Mit 23 dirigierte er beim Spoleto Festival Verdis La Traviata. Als 24‑Jähriger wurde er Dirigent an der Volksoper, zwei Jahre später auch an der Staatsoper Wien. 1974 wurde er zum Generalmusikdirektor der Landeshauptstadt Mainz berufen. Von 1995 bis 2000 war er Chefdirigent am Königlichen Opernhaus Kopenhagen. Seither arbeitet er als freier Gastdirigent. Er dirigiert regelmäßig große Orchester der Welt: Berliner Philharmoniker, Wiener Symphoniker, London Philharmonic, Royal Philharmonic, Orchestre National de France, Chicago Symphony Orchestra, SO des Bayerischen Rundfunks, Orchestra dell’Academia di Santa Cecilia Rom, NHK-Symphony Orchestra Tokio, Staatliche Philharmonie Moskau. Genauso oft steht er am Pult führender Opernhäuser wie Wiener Staatsoper, Deutsche Oper und Staatsoper Berlin, Bayerische Staatsoper, Württembergische Staatsoper, Hamburgische Staatsoper, Teatro La Fenice Venedig, Teatro San Carlo Neapel, La Monnaie Brüssel, Teatro Colòn Buenos Aires, Opernhaus Zürich, Covent Garden London, English National Opera, Houston Grand Opera, der Opernhäuser in Köln, Monte Carlo, Catania, Barcelona, Kopenhagen, Stockholm, Oslo. Bernet ist Ehrendirigent und Musikdirektor des Tiroler Symphonieorchesters. Er dirigierte bei den Salzburger Festspielen, beim Spoleto Festival, Glyndebourne Festival, den Bregenzer Festspielen. Er ist Herausgeber und Bearbeiter von Opernwerken Bohuslav Martinùs. Er ist auch als Komponist und Buchautor hervorgetreten. Er trägt den Österreichischen Professoren-Titel und das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Er wurde mehrmals mit dem Premio de Criticos für beispielhafte Operndirigate ausgezeichnet.

 

Walter Kreppel (∗ 1923) zählte zu den führenden deutschen Bassisten der 1950er bis 1970er Jahre. Er studierte am Nürnberger Konservatorium und debütierte als Tommaso im Tiefland am Opernhaus dieser Stadt. 1948 wechselte er nach Würzburg, Heidelberg und Gelsenkirchen. Ab 1953 war er am Staatstheater Hannover, ab 1956 auch am Opernhaus Frankfurt/M. engagiert. 1959 wurde er Ensemblemitglied der Bayerischen Staatsoper, zugleich Gast an der Wiener Staatsoper, an der er kontinuierlich 1960 bis 1975 wirkte. Seit Mitte der 1960er war er ein international begehrter und gefeierter Stargast, so in Brüssel, Paris, Monte Carlo, Amsterdam, London, Bologna, Barcelona, San Francisco, Lyon, Osteuropa. Seit 1962 trat er in Bayreuth, seit 1963 in Salzburg auf. Sein Repertoire umfasste die zentralen Bassgestalten sämtlicher Fächer. Sein Spektrum reichte vom Basso profondo im deutschen Fach, vor allem mit den großen Wagner-Rollen, über den Basso cantante im italienischen und französischen Fach mit vor allem Verdi, doch auch die russischen und slawischen Partien, markante Charaktere des zeitgenössischen Opernschaffens und nicht zuletzt die komischen Buffobässe der Spieloper. Sein Stimmtypus war variabel; er konnte schwarze Schwere genauso entfalten wie heldenbaritonale Strahlkraft. Im späteren Teil seiner Laufbahn sang er auch Wotan und Orest. Seine Hinterlassenschaft an Tondokumenten ist schmal. Auch darum hat unser Mitschnitt von Nicolais Weibern einigen Sammelwert.

 

Marcel Cordes (∗ 1920 ‑ † 1992) war Absolvent der Musikhochschulen von Kaiserslautern und Mannheim, Schüler von Richard Schubert und Fritz Krauss, studierte Tenor- und Baritonpartien. Debütierte als Bariton, begann aber als Tenor im Lirico-Spinto-Fach, kam über Kaiserslautern ans Nationaltheater Mannheim, studierte um und begann ab 1951 am Staatstheater Karlsruhe eine zweite Karriere als Bariton. Sie führte ihn ab 1954 als Ensemblemitglied an die Bayerische Staatsoper, von dort mit Teilverträgen an die großen Häuser in Berlin, Düsseldorf/Duisburg, Stuttgart, Köln, Zürich, mit Gastspielen auch nach Hamburg und Wien, schließlich an große europäische Musikbühnen wie Staatsoper Wien, Scala di Milano, San Carlo Neapel, LaMonnaie Brüssel, Grand-Théâtre de Genève, Opéra de Paris, zuletzt mit weiterem Vertrag an der Volksoper Wien. Er wurde als deutscher Bariton von Weltrang berühmt, so in Verdi-Partien, mit Rigoletto, Nabucco, Renato, Boccanegra, Posa und Ford im Mittelpunkt, doch auch mit Werken des Belcanto, Verismo, deutscher Spieloper und Spätromantik, schließlich Wagner und Strauss. 1962 bis 1964 sang er bei den Bayreuther Festspielen. Einer Einladung an die New Yorker Metropolitan Opera konnte er 1956 nicht folgen. Er war auch im Konzertsaal präsent. Ab 1956 entstanden Schallplatten, seit 1955 weit mehr Rundfunkeinspielungen, dazu Operngesamtaufnahmen und TV-Auftritte. Cordes galt als Spezialist für Opernpartien der Moderne — so von R. Strauss, Pfitzner, Orff, Egk, Strawinsky, Sutermeister. Die Ertaubung eines Gehörgangs und eine Diabetes-Erkrankung zwangen ihn 1969/70 zum Rückzug von der Bühne. Er lebte bis zu seinem Tod in Tirol. Seine Tonaufnahmen drohten seit Ende der LP-Ära in Vergessenheit zu fallen. Eine CD-Edition beim HAfG, viele Wiederveröffentlichungen von Rundfunkaufnahmen und ein Sängerstipendium In memoriam Marcel Cordes bei der Tiroler Academia Vocalis beleben die Erinnerung an den außerordentlichen Sängerdarsteller.

 

Mimi Coertse (∗ 1932 in Durban/Südafrika) war eine der Primadonnen des Wiener Opernlebens in den 1950/60er Jahren. Sie hatte in Johannesburg und ab 1954 bei Josef Witt in Wien studiert, mit der Wiener Staatsoper bei einem Gastspiel in Neapel als Blume im Parsifal debütiert. 1957 bis 1973 war sie Ensemblemitglied der Staatsoper Wien, trat auch an der Wiener Volksoper, am Covent Garden London und bei den Festivals von Salzburg, Glyndebourne und Aix auf. Ihre zentralen Partien lagen im Fach des Dramatischen Koloratursoprans: Königin der Nacht, Lucia di Lammermoor, Konstanze, Zerbinetta, Gilda, Fiordilligi, Violetta, Frau Fluth, die drei Frauengestalten in Hoffmanns Erzählungen. Später kamen sowohl leichtere als auch lyrische Sopranrollen dazu, wie Nedda, Martha, Musetta bis hin zu R. Strauss’ Daphne. Coertse bildete lange eine Idealkonkurrenz etwa zur Kollegin Wilma Lipp. Sie machte viele Funk- und Plattenaufnahmen. Berühmt wurde ihre Fiakermilli in Arabella (GA unter Georg Solti).

 

Ira Malaniuk (∗ 1923 in Stanislaw/Südpolen) gehörte zu den führenden Altistinnen ihrer Zeit. Sie war eine Nichte der legendären Salomea Kruszeniski. Ihr Lehrer war der Jahrhundertbassist Adam Didur. Später hatte sie dramatischen Unterricht bei Anna von Mildenburg und absolvierte Meisterkurse u. a. am Salzburger Mozarteum. 1945 debütierte sie in Graz als Ulrica. 1947 wechselte sie ans Opernhaus Zürich, wo sie bis Ende der 1960er Jahre im Ensemble blieb. Ab 1952 war sie auch Mitglied der Bayerischen Staatsoper, seit 1956 der Württembergischen Staatsoper und 1956 bis 1968 der Wiener Staatsoper. 1968 bis 1977 wirkte sie auch an der Wiener Volksoper. Ihr Ruhm verbreitete sich schnell. 1951 schon sang sie in der Erstaufführung von Strawinskys The Rakes Progress. Im selben Jahr war sie bei der Wiedereröffnung der Bayreuther Festspiele Magdalena in den Meistersingern und Fricka im ersten Wieland-Wagner-Ring. 1951 bis 1954 gastierte sie an der Mailänder Scala, 1953 am Covent Garden London. Eine spektakuläre Gastspielreihe führte sie nach Paris, Rom, Venedig, Bologna, Neapel, Palermo, Monte Carlo, Brüssel, Barcelona, Buenos Aires. Lange war sie Solistin der Bayreuther und Salzburger Festspiele. Ihr Repertoire umfasste den gesamten Mezzo- und Alt-Bereich mit großen Partien von Klassik und Romantik, Belcanto und Verismo, Verdi, Wagner, Strauss bis zur Moderne. Auch als Konzertsängerin war sie international gefragt. Viele Tondokumente von Schallplatte und Rundfunk zeugen von Ihrer Bedeutung.

 

William Blankenship (∗ 1928) stammte aus Texas. Er wurde u. a. an der legendären Juilliard School in NYC ausgebildet. Mit einem Stipendium der Mary Garden Foundation kam er zum Studienabschluss an die Wiener Akademie. 1956 debütierte er am Landestheater Klagenfurt, wechselte eine Spielzeit später ans Staatstheater Braunschweig, 1960 ans Opernhaus Bern. 1961 bis 1964 war er als Erster Lyrischer Tenor am Nationaltheater Mannheim. 1965 engagierte ihn die Bayerische Staatsoper, 1967 auch die Wiener Staatsoper. Bis 1975 wirkte er in Wien, häufig auch an der Volksoper. Er beschränkte sich nicht auf die Opern, sondern trat auch als Lied- und Oratoriensänger auf. In den 1960/70ern gehörte er zu den führenden Tenören in Europa, absolvierte Konzerttourneen, Festspiel- und Gastauftritte, so in Salzburg, Aix, Brüssel, Barcelona, Budapest, Paris, in Nord- und Südamerika, an deutschen Bühnen wie der Württembergischen Staatsoper, der Deutschen Oper am Rhein, der DOB Berlin, am Staatstheater Hannover, in Mannheim, Linz und Graz. Seine Glanzpartien waren Belmonte, Ottavio, Ferrando, Tamino, Nurredin, Edgardo, Duca, Alfredo, Fenton, Rodolfo, Lenskij, Leukippos, Henry Morosus. Er übernahm mehrere Lehraufträge, war in den USA als Dozent und Rundfunkmoderator tätig. Seine Tochter Rebecca machte als lyrisch-jugendliche Sopranistin eine europäische und überseeische Karriere.

 

Dorit Hanak (∗ 1938) war Schülerin der legendären Elisabeth Rado an der Wiener Musikakademie. Noch als Studierende gewann sie den Prix International de Chant in Brüssel. 1958 debütierte sie in Graz als Blonde in Mozarts Entführung. Ihr daran anschließendes Grazer Engagement dauerte 25 Jahre, in denen sie als die Koloratursopranistin und Soubrette vom Dienst das ganze Repertoire dieses Stimmfachs aus allen Epochen und Stilen dominierte. Rasch kam sie auch an die beiden Wiener Opernhäuser. Vor allem an der Volksoper war sie ein beliebter Gaststar. Sie absolvierte zahlreiche internationale Gastspiele, so am La Monnaie Brüssel, der Oper Tel Aviv, am Liceo Barcelona, in US-Operncompanien, bei den Festspielen von Aix und Glyndebourne. Auch als Konzertsängerin und Operettendiva hatte sie Erfolg. Ihr Repertoire reichte von den Barockwerken bis zu zur zeitgenössischen Musik. Ihr klangvoller Soprano leggiero reichte bis zu Aufgaben wie Susanna, Pamina, Rosina, Baronin Freimann, Gilda, Marie, Sophie. Ihr Blondchen konnte sie in einer TV-Produktion präsentieren.

 

Alois Pernerstorfer (∗ 1912 ‑ † 1978). Auch er war ein Wiener, wurde bei Legenden wie Theodor Lierhammer und Josef Witt ausgebildet, debütierte 1936 (wie so viele spätere Wiener Sängerstars) in Graz als Biterolf im Tannhäuser. 1939 kam er an die Wiener Volksoper, ab 1943 an die Wiener Staatsoper. 1946 bis 1948 war er auch Mitglied des Züricher Opernhauses. An den Wiener Opernhäusern trat er bis zu seinem Tod in rund 80 Opernpartien aller Art und Größe auf. Zahlreiche Gastspiele führten ihn durch die ganze Welt, bis an die Mailänder Scala und New Yorker Met, natürlich auch zu den Salzburger Festspielen. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere war er als vielseitiger Charakterbass erste Wahl, so als Rossinis Don Basilio, Mozarts Leporello, Beethovens Rocco, Flotows Plumkett, Lortzings Stadinger, Verdis Sparafucile, Bizets Escamillo, Smetanas Kezal, Wagners Pogner und Alberich, R. Strauss’ Ochs, dazu in einer Fülle von Charakterprofilen in Werken jeder Art und Stilrichtung. Er gastierte an allen großen Häusern zweier Kontinente, verschmähte keine noch so klein erscheinende Aufgabe. Er war eine Wiener Institution. Seine tönende Hinterlassenschaft, vor allem aus den 1950er Jahren, ist größer als bekannt.

 

Peter Drahosch und Günther Adam waren langjährig Ensemblemitglieder des Wiener Theaterverbands (Drahosch auch an der Staatsoper), bewährt und oft markant profiliert in wichtigen Comprimario-Aufgaben. In dieser Aufführung bekommt man es plastisch vorgeführt.

KUS

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© Klaus Ulrich Spiegel